Freitag, 22. September 2006

Prävalenz von Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern

Von: DGEM Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin

"Deutsche Studie zur Mangelernährung im Krankenhaus"
(The German Hospital Malnutrition Study, "Clinical Nutrition", Volume 25, Issue 4, August 2006, 563 – 572.)

Die Studie wurde in Berlin mit 800 Patienten begonnen (Pilotstudie) und dann auf weitere Zentren in Deutschland und ein Zentrum in Wien ausgedeht, so daß mittlerweile 1800 Patienten eingeschlossen sind. Veröffentlicht wurden die Daten der Berliner Pilotstudie. Der erste Artikel beschäftigt sich mit der Prävalenz der Mangelernährung in Abhängigkeit von der Grunderkrankung. Der zweite Artikel beleuchtet die sozialen Risikofaktoren für eine Mangelernährung.

Abstracts der veröffentlichten Studie:

Autoren
: Matthias Pirlich, Tatjana Schütz, Kristina Norman, Sylvia Gastell, Heinrich Josef Lübke, Stephan Bischoff, Ulrich Bolder, Thomas Frieling, Helge Güldenzoph, Kristian Hahn, Karl-Walter Jauch; Karin Schindler, Jürgen Stein, Dorothee Volkert, Arved Weimann, Hansjörg Werner, Christiane Wolf, Gudrun Zürcher, Peter Bauer, Herbert Lochs

Zielsetzung: Mangelernährung wird häufig bei chronischen und schweren Erkrankungen beobachtet und wird mit einem beeinträchtigten Outcome in Verbindung gebracht. Für Deutschland fehlen allgemeine Daten über die Prävalenz und die Auswirkungen der Mangelernährung. Diese sollen erhoben werden.

Methoden: Der Ernährungszustand wurde bei 1886 konsekutiv aufgenommenen Patienten in 13 Krankenhäusern (n=1073 in Universitätsklinika; n=813 Lehr- oder städtischen Krankenhäusern) mittels Subjective Global Assessment (SGA) und durch anthropometrische Messungen erhoben. Es wurden die Risikofaktoren für eine Mangelernährung und der Einfluß des Ernährungszustandes auf die Krankenhausverweildauer untersucht.

Ergebnisse: Bei 27,4% der Patienten wurde nach dem SGA eine Mangelernährung diagnostiziert. Eine niedrige Arm-Muskel-Fläche lag bei 11,3% und eine niedrige Arm-Fett-Fläche bei 17,1% der Patienten vor. 43% der Patienten im Alter von ³70 Jahren waren mangelernährt im Vergleich zu lediglich 7,8% im Alter unter 30 Jahren. Die höchste Prävalenz der Mangelernährung wurde in geriatrischen (56,2%), onkologischen (37,6%) und gastroenterologischen (32,6%) Abteilungen beobachtet. Eine multivariate Analyse ergab drei unabhängige Risikofaktoren: höheres Alter, Anzahl der Medikamente, und maligne Erkrankung (alle  p<0,01). Mangelernährung war mit einer 43%igen Verlängerung der Krankenhausaufenthaltes assoziiert.

Schlußfolgerungen: In deutschen Krankenhäusern ist jeder vierte Patient mangelernährt. Mangelernährung ist mit einer Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes assoziiert. Höheres Alter, maligne Erkrankung und Komorbidität wurden als Hauptfaktoren für eine Mangelernährung ermittelt. Eine ausreichende Ernährungstherapie sollte eingeleitet werden, um das klinische Outcome dieser Patienten zu verbessern.


Lesen Sie zusätzlich:

"Prävalenz der Mangelernährung bei internistischen Klinikpatienten: Einfluß der Grunderkrankung"
(Prevalence of Malnutrition in Hospitalized Medical Patients: Impact of Underlying Disease, "Digestive Diseases" 2003; 21: 2445-251)

Abstracts der veröffentlichten Studie:

Autoren: Matthias Pirlich, Tatjana Schütz, Martin Kemps, Niklas Luhmann, Gerd-Rüdiger Burmester, Gert Baumann, Mathias Plauth, Heinrich Josef Lübke, Herbert Lochs

Hintergrund und Ziele: Mangelernährung ist bei Klinikpatienten weit verbreitet. Wir untersuchten, ob bestimmte Erkrankungen häufiger für eine Mangelernährung prädisponierend sind als andere Erkrankungen.

Methoden: Der Ernährungszustand wurde mit Hilfe von klinischen Scores, Anthropometrie und bioelektrischer Impedanzanalyse bei 502 Patienten bestimmt, die konsekutiv in die internistischen Abteilungen zweier Berliner Krankenhäuser (n=300: Universitätsklinik; n=202: Versorgungskrankenhaus) aufgenommen wurden. Die Prävalenz der Mangelernährung wurde zwischen Patientengruppen mit unterschiedlicher Diagnose verglichen.

Ergebnisse: Eine Mangelernährung lag bei 24,2% aller Patienten vor. Zwischen Diagnose und Mangelernährung wurde eine deutliche Verbindung festgestellt: die Prävalenz einer Mangelernährung war bei malignen Erkrankungen signifikant höher als bei nicht-malignen
Erkrankungen (50,9% vs. 21,0%, p<0,0001). Hohe Prävalenzraten von >30% wurden in Untergruppen von Patienten mit entzüdlichen Darmerkrankungen, chronischer Herzinsuffizienz und benignen Lungenerkrankungen beobachtet. Patienten mit gastronintestinalen
Erkrankungen waren jedoch nicht häufiger mangelernährt als andere internistische Patienten (28,8% vs. 22,0%). Mangelernährte Patienten waren signifikant älter (70,0±13,6 vs. 58,3±15,6 Jahre, p<0,0001) und hatten einen um 40% längeren Krankenhausaufenthalt (13,1±8,1 vs. 9,3±6,8 Tage, p<0,0001) im Vergleich zu gut ernährten Patienten.

Schlußfolgerungen: Patienten mit malignen Erkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen, chronischer Herzinsuffizienz und benignen Lungenerkrankungen benötigen wegen der hohen Prävalenz der Mangelernährung eine besondere Beachtung.

 

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