Präsident der Bundesärztekammer fordert Diskussion über Rationierung im Gesundheitssystem
"Im deutschen Gesundheitswesen wird heimlich rationiert, weil nicht genügend Geld zur Verfügung steht, um allen Menschen die optimale Therapie zu verschaffen", kritisierte der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. Jörg- Dietrich Hoppe, gegenüber der Frankfurter Allegemeine Zeitung. So bekomme beispielsweise heute nicht jeder Krebspatient das sehr teure aber notwendige Krebsmedi- kament. Ärzte und Krankenhäuser stünden unter Budget- druck und entschieden deshalb je nach Fall, bei welchem Patienten sich eine teure individuelle Behandlung besonders lohne, so Hoppe. Deshalb forderte er Bundesgesundheits- minister Philipp Rösler auf, eine offene Debatte darüber zu führen, welche Patienten und Krankheiten künftig mit welcher Priorität behandelt werden. „Diese Entscheidung muss die Politik treffen, nicht die Ärzteschaft“, erklärte Hoppe.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Delegierten des 112. Deutschen Ärztetags Regeln für den Umgang mit der Mittelknappheit im Gesundheitssystem und eine öffentliche Diskussion über die Priorisierung medizinischer Leistungen gefordert. Dazu soll ein Gesundheitsrat aus Ärzten, Ethikern, Juristen, Gesundheitsökonomen, Theologen, Sozialwissen- schaftlern und Patientenvertretern Empfehlungen entwickeln. Die Priorisierungsentscheidungen müssten dann jedoch von der Politik transparent und öffentlich nachvollziehbar getroffen werden: "Rationierung gefährdet Patientenrechte. Rationierung als implizites Vorenthalten von Versorgungsnot- wendigkeiten und -chancen ist aber inzwischen Teil der Versorgungswirklichkeit; dies muss die Politik transparent machen", hieß es im Beschluss des Ärztetages.
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