Foto: DAK / Schläger

Freitag, 03. Oktober 2008

Pflegegipfel: "Bessere Voraussetzungen für die Krankenhauspflege schaffen"

Von: Deutscher Pflegerat / Pressemitteilung

Am 10. September 2008 hat Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt zum Pflegegipfel in Berlin eingeladen. Die Gesundheitsministerin fand deutliche Worte zur aktuellen Situation der Pflegenden in den Krankenhäusern. Mit Blick auf die Zukunft erklärte Ulla Schmidt: "Für viele junge Menschen ist der Beruf der Krankenschwester oder des Krankenpflegers auch heute noch ein Traumberuf. Wir wollen, dass das auch in Zukunft so bleibt und die Pflegenden auch nach vielen Jahren im Beruf zufrieden sind." Nur so sei sicherzustellen, dass auch zukünftig genügend Menschen sich für einen Pflegebruf entscheiden.

Das Bundesministerium für Gesundheit, der Deutsche Pflegerat e.V. sowie alle anderen Teilnehmer des Pflegegipfels halten Verbesserungen zu Gunsten der Pflege im Krankenhaus für dringend notwendig, damit die Pflegenden ihre unverzichtbare Aufgabe auch in Zukunft erfüllen können.

Innerhalb von zehn Jahren sind im Krankenhaus 50.000 Vollkräftestellen der Pflege abgebaut worden. "Das muß gestoppt werden, denn alle Pflegenden im Krankenhaus leisten einen wesentlichen Beitrag für die qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten," so Marie-Luise Müller, Präsidentin des Deutschen Pflegerates. "Die Verschlechterung der Personalausstattung gefährdet die Sicherheit der Patienten, aber auch zunehmend die Gesundheit der Pflegenden. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Pflegenden sind nicht länger hinnehmbar", so Müller weiter.

Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der aktuellen Arbeitssituation und den Ausbildungsbedingungen der Pflegefachkräfte und der Nachwuchsgewinnung auf der Grundlage von Perspektiven für einen zukunftsfähigen Pflegeberuf. Vor diesem Hintergrund ist die ablehnende Haltung der GKV und die zögerliche Haltung der DKG zum Plan des Gesundheitsministeriums, 21.000 Pflegestellen im Krankenhaus zu schaffen, nicht akzeptabel. Hier ist ein Eintreten für die Sicherheit der Patienten und gegen die Ausbeutung der Pflegenden dringend geboten.

Überzeugend konnte Frau Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik wissenschaftlich den Zusammenhang zwischen Personalbesetzung und Patientenrisiken belegen. Auswirkungen der Personalknappheit zeigen sich insbesondere durch krankenhauserworbene Infektionen, Mobilitätsmängel oder Vernachlässigung vorbeugender Maßnahmen. Weiterhin müsse es zu einer Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegenden kommen. "Zeitverlust zu Lasten der Versorgung und Arbeitsverdruss sind die Folge, wenn keine geeigneten Kooperationsmodelle vorliegen", so Prof. Bartholomeyczik. Dringend erforderlich sei auch eine deutliche Erhöhung der Forschungsmittel für die Pflegewissenschaft, damit vermehrt wissensbasiert gehandelt werden kann.

Der Pflegegipfel einigte sich darauf, drei Arbeitsgruppen einzurichten. Eine ad-hoc Gruppe soll sehr schnell konkrete Vorschläge zur Umsetzung der 21.000 neuen Stellen in das laufende Gesetzgebungsverfahren entwickeln. Die beiden anderen Arbeitsgruppen befassen sich mit den DRG und mit der Attraktivität des Berufes. Deren Ergebnisse werden auf einem weiteren Pflegegipfel im März 2009 vorgelegt werden.

Gemeinsame Erklärung des Bundesministeriums für Gesundheit und der Teilnehmer des Pflegegipfels am 10. September 2008 zur "Zukunft der Pflege im Krankenhaus"

Die Pflegenden im Krankenhaus leisten einen wesentlichen Beitrag für eine qualitativ hoch­wertige Versorgung der Patientinnen und Patienten im Krankenhaus. Allerdings wurden in den letzten 10 Jahren rund 50.000 Pflegestellen in den Krankenhäusern abgebaut. Gleichzeitig hat die Belastung des Pflegepersonals durch medizinische und technische Entwicklungen, Arbeitsverdichtung, demographische Veränderungen sowie steigende Versorgungsintensität auf Grund erhöhter Multimorbidität der Patientinnen und Patienten zugenommen. Damit die Pflegenden ihre wichtige Aufgabe auch in der Zukunft erfüllen können, halten das Bundesministerium für Gesundheit sowie die Teilnehmer des Pflegegipfels Verbesserungen zu Gunsten der Pflege im Krankenhaus für dringend notwendig.

[Deutscher Pflegerat, AG Junge Pflege im DBfK, GKV-Spitzenverband, Deutsche Krankenhausgesellschaft, Ver.di, Bundesärztekammer, Verband der Krankenhausdirektoren]

Nach intensiver Diskussion haben sich die Teilnehmer auf die Einsetzung von drei Arbeitsgruppen geeinigt:

  • Die erste Arbeitsgruppe ist eine ad-hoc Arbeitsgruppe, die zur Konkretisierung des 21.000 Stellen Programms eingesetzt wird. Trotz grundsätzlicher Bedenken zu einem Sonderprogramm hat der GKV-Spitzenverband hier seine Mitarbeit zugesagt. Die Vorschläge sollen kurzfristig in das laufende Gesetzgebungsverfahren zum ordnungspolitischen Rahmen der Krankenhausfinanzierung eingebracht werden.
  • Die zweite Arbeitsgruppe hat zum Ziel, Handlungsempfehlungen zur Unterstützung eines sachgerechten Personaleinsatzes der Pflege im Krankenhaus zu entwickeln. In die Prüfung einbezogen werden soll insbesondere auch die Entwicklung eines Modells zur Abbildung von Pflegeleistungen mit Qualitätskriterien z. B. für vorbildliche Standards.
  • Die dritte Arbeitsgruppe soll sich mit der Attraktivität und den Perspektiven der Pflege im Krankenhaus beschäftigen, dazu gehören die Zusammenarbeit der Professionen im Krankenhaus und die Weiterentwicklung der Pflegeausbildung.
  • Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen 2 und 3 werden auf einem weiteren Pflegegipfel im März 2009 vorgelegt.
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