Medizinisch-technischer Fortschritt für Steigerung bei Gesundheitsausgaben verantwortlich
Vor 30 Jahren lebten in Deutschland auf 100 Menschen im Alter von 20 bis 60 Jahren 36 Menschen, die 60 Jahre und älter waren. Dieser sogenannte Altenquotient liegt heute bei 48. Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose des Statistischen Bundesamtes wird er bis 2050 auf 91 ansteigen. Hieraus wird deutlich, dass die wesentlichen Herausforderungen des demografischen Wandels noch vor uns liegen. Die demografische Entwicklung hatte in den letzten 30 Jahren einen eher untergeordneten Erklärungsanteil an der beobachteten Ausgabenentwicklung im Gesundheitswesen. Neben der Ausgabenentwicklung ist bei der Bewertung, in wieweit die zukünftige demografische Entwicklung eine Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellt, auch die Einnahmeseite zu berücksichtigen. Eine einkommensabhängige Finanzierung ist den Folgen des demografischen Wandels dabei stärker ausgesetzt als eine einkommensunabhängige Finanzierung.
Hinsichtlich des medizinisch-technischen Fortschritts ist sich die Wissenschaft darüber einig, dass dieser in der Vergangenheit für einen erheblichen Anteil des beobachteten Ausgabenanstiegs verantwortlich war. Der Einfluss des medizinisch- technischen Fortschritts auf die zukünftige Entwicklung der Gesundheitsausgaben wird dagegen kontrovers diskutiert.
Unstrittig ist in der wissenschaftlichen Diskussion, dass die Gesundheitsausgaben in der Zukunft ansteigen werden. Eine verantwortungsvolle Gesundheitspolitik hat diese Erkenntnisse bei der zukunftsfesten Ausgestaltung des Gesundheitssystems zu berücksichtigen. Die Bundesregierung begegnet den Herausforderungen des demografischen Wandels und des medizinischen Fortschritts u. a. durch eine nachhaltige Ausgestaltung der Finanzierung. Mit der Weiterentwicklung der einkommensunabhängigen Zusatzbeiträge und des Sozialausgleichs wird die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gegenüber einer ausschließlich einkommensabhängigen Finanzierung stabilisiert und weniger anfällig gegenüber der demografischen Entwicklung. Dies verhindert nach Auffassung der Bundesregierung ein „negativ stereotypes Altersbild“ und trägt dazu bei, dass auch zukünftig alle Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung am medizinischen Fortschritt gleichermaßen teilhaben können. Hiervon profitieren in besonderer Weise die älteren Mitgliederunserer Gesellschaft.
Der medizinisch-technische Fortschritt ist in erheblichem Maße für die Steigerung der Ausgaben im Gesundheitswesen verantwortlich.
Mit 166,7 Milliarden Euro im Jahr 2011 waren sie im Vergleich nochmals höher als in den Vorjahren. Wie die Bundesregierung in einer Antwort (17/10312) auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion (17/10175) schreibt, hatte die demographische Entwicklung bei den Ausgaben im Gesundheitswesen in den vergangenen 30 Jahren eher einen "untergeordneten Erklärungsanteil" . Da der sogenannte Altenquotient, der Anteil pro 100 Menschen im Alter zwischen 20 und 60 Jahren, jedoch in Zukunft erheblich steigen wird, liegen "die wesentlichen Herausforderungen des demographischen Wandels noch vor uns", führt die Regierung in ihrer Antwort weiter aus. In der wissenschaftlichen Diskussion sei es aber unstrittig, dass die Gesundheitskosten in Zukunft noch weiter ansteigen werden. Daher strebe die Bundesregierung eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitswesens an. Wie hoch dabei der Einfluss des medizinisch-technischen Fortschritts auf die Ausgabenentwicklung sein werde, sei in der wissenschaftlichen Debatte strittig. Das Ausmaß der Kostenreduzierung durch Prävention und Gesundheitsförderung in den vergangenen 30 Jahren ließe sich jedoch nicht beziffern, weil weder für Deutschland noch international entsprechende Kosten-Nutzen-Analysen vorlägen. Solche Studien würden bislang keinen Schwerpunkt der Forschungsförderung in Deutschland darstellen, würden aber durchaus als sinnvoll erachtet.
- Weiterführende Links
- www.bundestag.de
- www.bundesregierung.de