Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. besteht seit 70 Jahren und hat heute über 2.300 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit der Ausarbeitung von Aus-, Fort- und Weiterbildungscurricula, der Erstel- lung von Behandlungsleitlinien und Behandlungsempfehlungen sowie mit der Durchführung von Fachtag- ungen und Fortbildungsseminaren fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patien- ten mit hämatologischen und on- kologischen Erkrankungen. (Foto: ap)

Donnerstag, 08. Oktober 2009

Gemeinsame Jahrestagung: DGHO fordert bessere Versorgung für ältere Krebspatienten

Von: Deutsche Gesell- schaft für Hämatologie und Onko- logie / Pressemitteilung

Anlässlich der Gemeinsamen Jahrestagung 2009 der DGHO, ÖGHO, SGMO und SGH+SSH warnt die DGHO Deutsche Ge- sellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. vor der Gefahr einer zunehmenden Unter- und Fehlversorgung älterer Krebspatienten. Mehr als 4.500 Hämatologen und Onkologen treffen sich vom 2. bis 6. Oktober 2009 im Congress Center Rosengarten in Mannheim, um in über 200 Veranstaltungen die neuesten Fortschritte bei der Erforschung und Behand- lung von Krebserkrankungen zu diskutieren. Auch die öster- reichischen und schweizerischen Fachgesellschaften nehmen an der Organisation und Gestaltung dieser Tagung teil, die einer der wichtigsten wissenschaftlichen Kongresse auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie ist.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Ansätze in der Krebsdiagnostik und -therapie verbessern schon jetzt die Lebensqualität vieler Krebspatienten und steigern die Überlebensraten. "Wir rechnen in den nächsten Jahren mit einem gewaltigen Innovationsschub. So ist zum Beispiel die Stammzellforschung ein wichtiger Hoffnungsträger, um langfristig maßgeschneiderte Therapien für den individuellen Patienten entwickeln zu können. Gerade deshalb sind der wissenschaftliche Austausch und der intensive Dialog zwischen Medizin, Politik und Gesellschaft wichtig", erläutert Prof. Anthony D. Ho, Tagungspräsident und Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik V des Universitätsklinikums Heidelberg auf der Pressekonferenz zur Gemeinsamen Jahrestagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie.

Onkologen im Spannungsfeld zwischen Kostendruck und Medizinethik

Doch die medizinischen Errungenschaften in der Onkologie gehen auch mit einer immensen Steigerung der Behandlungskosten einher, die deutlich größer ist als in allen anderen Fachgebieten. Hinzu kommt, dass durch die demografische Entwicklung und die verlängerten Überlebenszeiten bei vielen Krebserkrankungen der Kostendruck in den nächsten Jahren noch erheblich zunehmen wird. "Für uns Onkologen bedeutet dies, dass wir im Spannungsfeld zwischen der möglichen Anwendung teurer Therapieverfahren und den begrenzten Ressourcen im Gesundheitswesen zwangsläufig mehr Verantwortung übernehmen müssen", erläutert Prof. Gerhard Ehninger, geschäftsführender Vorsitzender der DGHO. "Auch Mediziner dürfen Kostenaspekte in der Behandlung ihrer Patienten heute nicht mehr außer Acht lassen", fordert Ehninger.

Grundlegend wichtig sei dabei aber, dass bei neuen Therapieverfahren und Medikamenten nicht einzelne Patientengruppen benachteiligt werden, ohne dass es dafür eine medizinische Begründung gäbe. Bereits heutzutage erhalten alte Patienten nach Aussage von Ehninger weniger lebensverlängernde Maßnahmen, und es findet keine leitliniengerechte Behandlung mehr statt. "Es ist untragbar, dass ältere Krebspatienten nicht im gleichen Ausmaß wie jüngere Patienten von den aktuellen Entwicklungen der medikamentösen Tumortherapie profitieren", kritisiert Ehninger. Damit scheine bereits jetzt in der geriatrischen Onkologie eine stille Rationierung im Gang zu sein.

Geriatrische Onkologie – neue Chancen für ältere Patienten?

Mehr als die Hälfte der Tumorpatienten ist bei Diagnosestellung älter als 65 Jahre. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist zu erwarten, dass die Zahl der Krebserkrankungen in den nächsten 20 Jahren weiter ansteigen wird. "Wir müssen uns den Herausforderungen in der Versorgung älterer Patienten mit Krebserkrankungen dringend stellen", konstatiert Prof. Carsten Bokemeyer, Vorsitzender des interdisziplinären Arbeitskreises Geriatrische Onkologie der DGHO, der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie und der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft.

Bislang wurde es versäumt, so der Experte, umfassende klinische Studien mit älteren Tumorpatienten durchzuführen, so dass es für ältere Krebspatienten nur wenige gesicherte Erkenntnisse über die spezifischen Behandlungs- und Therapiestandards gibt. Aus diesem Grund hat der Arbeitskreis Geriatrische Onkologie anhand der verfügbaren Daten Therapieempfehlungen zur Behandlung älterer Patienten mit verschiedenen Tumorentitäten formuliert, zum Beispiel für das Kolon- und das Bronchialkarzinom. Zunehmend wird in Studien für ältere Patienten ein geriatrisch-onkologisches Assessment durchgeführt, um die Therapiefähigkeit von Patienten besser zu beurteilen. „Als gegenwärtig wichtigstes Projekt werten wir die Daten von über 3.000 älteren Krebspatienten in der realen Behandlungssituation aus und vergleichen, wie gut die Einschätzung des Arztes, die Erwartungen des Patienten und das erzielte Therapieergebnis am Ende übereinstimmen“, berichtet Bokemeyer in seinem Beitrag.

Herausforderungen bei der ambulanten Versorgung älterer Krebspatienten

Laut Dr. Friedrich Overkamp, DGHO-Vorstandsmitglied und niedergelassenem Onkologen, wurden geriatrisch-onkologische Patienten lange in der medizinischen Ausbildung vernachlässigt. Dabei stellen ältere Tumorpatienten besonders hohe Anforderungen an die Qualifikation der Fachärzte. Im Praxisalltag zeigt sich, dass über 70-jährige Patienten oft das Thema Krankheit und Krebserkrankung im Besonderen tabuisieren. Gerade hier sind regelmäßige, intensive ärztliche Gespräche wichtig, was aber im Behandlungsalltag noch zu häufig vernachlässigt wird.

Zudem ist es notwendig, diese Patientengruppe wegen bestehender Komorbiditäten, etwaiger Arzneimittelinteraktionen und schlechterer Compliance engmaschiger zu betreuen. "Letzteres ist nur durch geschulte und zeitintensive Kommunikation mit einem wachsamen behandelnden Onkologen zu lösen", erläutert Overkamp. Im Gegenzug müsse darüber nachgedacht werden, wie sich eine intensivierte Betreuung älterer Krebspatienten auch in der Vergütung der Ärzte abbilden könne. Overkamp schlägt darüber hinaus Schulungen für Patienten vor, um die Therapietreue zu verbessern: "Die Onkologie kann hier von anderen Bereichen der Inneren Medizin lernen, in denen Patienten mit chronischen Erkrankungen schon heute an umfangreichen Schulungen teilnehmen können".

Gemeinsame Jahrestagung der DGHO, ÖGHO, SGMO und SGH+SSH

Die Gemeinsame Jahrestagung der Hämatologen und Onkologen findet nach drei Jahren erstmals wieder in Deutschland statt. Über 4.500 Teilnehmer werden sich noch bis zum 6. Oktober mit 290 hochrangigen Referenten über den aktuellen Stand in der Grundlagen- und klinischen Forschung austauschen. Von Samstag, 3.10. bis Sonntag, 4.10.2009 findet ein Pflegekongress mit Workshops statt. Ebenfalls am Samstag, 3.10.2009 wird ein Patiententag für Betroffene und Interessierte angeboten.

Lesen Sie dazu ebenso die Pressemitteilung: Hämatologische und onkologische Fachgesellschaften gehen gestärkt aus ihrer Jahrestagung

Nach fünf Tagen ist die Gemeinsame Jahrestagung der deutschen, österreichischen und schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Onkologie in Mannheim erfolgreich zu Ende gegangen. Über 4.500 Teilnehmer diskutierten fünf Tage lang im Congress Center Rosengarten über den aktuellen Stand der Grundlagen- und klinischen Forschung bei einem der wichtigsten wissenschaftlichen Kongresse auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie.

Mit über 4.500 Teilnehmern erfüllt die Gemeinsame Jahrestagung der Hämatologen und Onkologen alle Erwartungen der Veranstalter. Ärzte und Wissenschaftler, die aus allen Regionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz nach Mannheim gekommen waren, informierten sich in nahezu 200 Sitzungen über neueste Ergebnisse zahlreicher Studiengruppen und bildeten sich über neue Behandlungsmethoden fort. 300 Referenten aus Europa und den USA präsentierten ihre Daten.

In drei Postersessions mit insgesamt 390 Tafeln präsentierte vor allem der wissenschaftliche Nachwuchs seine Forschungsergebnisse einem breiten Publikum. "Es zeigt sich, dass gerade für unsere Nachwuchswissenschaftler die Gemeinsame Jahrestagung der Fachgesellschaften für Hämatologie und Onkologie ein wichtiges Forum ist. Sie bietet Raum für wissenschaftlichen Austausch und Fortbildungsmöglichkeiten in allen zentralen Feldern unseres Faches", betont Prof. Gerhard Ehninger, geschäftsführender Vorsitzender der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V.

"Wir sehen in der starken Grundlagenforschung in Deutschland die Basis für eine bessere Patientenversorgung", so Ehninger weiter. Auch auf dem Kongress konnten verbesserte Therapien für Patienten mit Krebs und bösartigen Erkrankungen des Blutbildenden Systems präsentiert werden."Der Beitrag deutscher und europäischer Forschungsgruppen in der Hämatologie und Onkologie ist dabei nicht zu unterschätzen", betont der Vorsitzende der Fachgesellschaft zum Abschluss der Tagung in Mannheim.

Höhepunkt der Veranstaltung war die Keynote Lecture von Prof. Harald zur Hausen zur Rolle von Infektionen bei der Entstehung von Krebserkrankungen. Dem Nobelpreisträger des Jahres 2008 wurde im Rahmen der Veranstaltung die Ehrenmitgliedschaft der DGHO verliehen. Vor 1.500 Gästen zeichneten die Fachgesellschaften außerdem Nachwuchswissenschaftler aus den eigenen Reihen aus.

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