Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wurde 1961 in Paris gegründet und hat dort ihren Hauptsitz. Sie vereinigt derzeit 30 Mitgliedsländer. Die OECD widmet sich u.a. den folgenden Zielen: -Förderung nachhaltigen Wirt- schaftswachstums, -Höhere Beschäftigung, -Steigerung des Lebensstandards, - Sicherung finanzieller Stabilität, - Unter- stützung der Entwicklung anderer Länder, - Beitrag zum Wachstum des Welthandels. (Foto: DAK / Schläger)

Dienstag, 09. Februar 2010

Die OECD-Vergleichsstudie: Deutsches Gesundheits- system leistungsfähig aber teuer

Von: Die Bundesregierung / Pressemitteilung

Deutschland hat ein leistungsfähiges Gesundheitssystem. Es garantiert die medizinische Versorgung für alle. Zugleich investiert Deutschland viel Geld in die Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger. Dies sind zentrale Erkenntnisse einer internationalen Vergleichsstudie Gesundheit  der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die im Dezember 2009 veröffentlicht wurde.
 
Hohe Gesundheitskosten ...
 
So gab Deutschland im Jahr 2007 10,4 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die Gesundheitsversorgung aus. Das ist nach den USA, Frankreich und der Schweiz der höchste Wert in der OECD. Auch die Ausgaben pro Kopf liegen kaufkraftbereinigt um 20 Prozent über dem OECD-Schnitt.
 
... aber unterdurchschnittlicher Anstieg
 
Allerdings sind in Deutschland, anders als in den meisten anderen Ländern, die Gesundheitsausgaben nicht schneller gewachsen als die Wirtschaftsleistung. Und das bei einer vergleichsweise rasch alternden Bevölkerung.
 
Deutschland investiert im Vergleich zu Ländern mit ähnlich breiter medizinischer Versorgung viel Geld in sein Gesundheitssystem. So gibt es hierzulande im Verhältnis zur Bevölkerung sehr viele Krankenhausbetten: Auf 1.000 Einwohner kommen 5,7 Krankenhausbetten, im OECD-Schnitt sind es 3,8 Betten. Dies liegt auch daran, dass Deutschland bezogen auf die Bevölkerung nach Österreich und Frankreich die höchste Zahl an Krankenhauseinweisungen (227 je 1.000 Einwohner, OECD-Mittel liegt bei 158) und nach Japan die längsten Krankenhausaufenthalte (7,8 Tage, OECD-Mittel 6,5 Tage) hat. Wo faktisch viel nachgefragt wird, wird im Gegenzug auch angeboten.
 
Gut versorgt - heute und morgen
 
Auch die Gesamtausgaben für Medikamente liegen pro Kopf kaufkraftbereinigt um 17 Prozent über dem OECD-Schnitt. Die von den Krankenkassen finanzierten Kosten für Medikamente sind vergleichsweise mit die höchsten. Der Anteil der Verwaltungskosten an den Gesundheitsausgaben ist mit 5,7 Prozent zudem deutlich höher als in den meisten anderen OECD-Ländern. In der Schweiz machen bei einem vergleichbaren Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt die Verwaltungskosten nur 4,8 Prozent der Gesamtausgaben aus, in Österreich sogar nur 3,8 Prozent.
 
Die Zahlen belegen, dass Deutschland ein sehr hohes Versorgungsniveau bereithält. Gleichzeitig unterstreichen die Vergleichszahlen die Notwendigkeit, Synergien und Einsparpotenziale im Gesundheitswesen zu nutzen. Die Bundesregierung ist entschlossen, das robuste Gesundheitssystem für alle Bürgerinnen und Bürger langfristig zu erhalten.
 
Der Bundesgesundheitsminister wird dazu demnächst eine unter seiner Leitung tagende interministerielle Arbeitsgruppe innerhalb der Bundesregierung einrichten. Diese Arbeitsgruppe wird bis zur zweiten Jahreshälfte Vorschläge über die langfristige Weiterentwicklung des Gesundheitssystems machen.

Stabile Ärzteversorgung
 
Die Ärzteversorgung in Deutschland ist besser als vielfach angenommen: Mit 1,5 Allgemeinmedizinern je 1.000 Einwohner hat Deutschland eine deutlich höhere Ärztedichte als die OECD-Länder im Schnitt (0,9 Allgemeinmediziner je 1.000 Einwohnern).
 
Ebenfalls positiv: Regional sind die Ärzte in Deutschland gleichmäßiger verteilt als in fast allen anderen OECD-Ländern, für die diese Daten verfügbar sind. Dies schließt partiell nicht aus, dass die Facharztdichte auch mal merklich dünn empfunden wird. Dennoch: die Facharztdichte liegt mit 2,0 je 1.000 Einwohner etwas über dem OECD-Schnitt von 1,8. Und mit 7,5 Arztbesuchen pro Jahr pro Einwohner gehen die Menschen in Deutschland etwas häufiger zum Arzt als im OECD-Mittel (6,8 Arztbesuche pro Einwohner pro Jahr).
 
Allerdings hat in Deutschland die Zahl der Arztbesuche so schnell zugenommen wie in fast keinem anderen OECD-Land. Der vergleichsweise guten Ausstattung mit Ärzten steht eine eher mäßige Versorgung mit anderem medizinischen Fachpersonal gegenüber. So gibt es hierzulande pro Arzt weniger Krankenschwestern oder Krankenpfleger als im OECD-Mittel. Auch der Nachwuchs bei Krankenpflegern und Krankenschwestern ist deutlich schlechter gesichert als bei Medizinern. Auf knapp 1.000 Krankenpfleger und Krankenschwestern kommen in Deutschland pro Jahr nur rund 30 Absolventen, im OECD-Mittel sind es dagegen 40. Trotzdem liegt die Bezahlung von Krankenschwestern, anderes als bei Ärzten, nur im OECD-Durchschnitt.
 
Deutsche leben nicht gesund genug!
 
Bei der Lebenserwartung liegt Deutschland innerhalb der OECD nur auf Platz 14. Das mag erstaunen angesichts der Facharztdichte und der Arztbesuche. Zwar liegt bei Herzinfarkt, unterschiedlichen Krebsleiden sowie der Kindersterblichkeit die Todesrate in etwa im Durchschnitt. Doch die Lebenserwartung in den neuen Ländern war früher geringer und ist dort in den vergangenen Jahren überproportional angestiegen.
 
Wie wichtig Gesundheitsprävention ist, verdeutlichen deshalb folgende Fakten: In vielen OECD-Ländern sind die Menschen gesünder, leben länger und das bei geringeren Kosten. Ungesunde Lebensweise ist in Deutschland in gleichem Maße verbreitet wie in anderen Ländern. Allerdings zeigen auch die Tendenzen bei uns vielfach in die falsche Richtung. So liegt bei der erwachsenen Bevölkerung der Alkohol- und Tabakkonsum etwa im OECD-Schnitt. Deutschland gehört jedoch zu den wenigen Ländern, in denen der Anteil der rauchenden Frauen in den vergangenen Jahren zugenommen hat.
 
Bedenklich ist auch die Situation bei Jugendlichen. Sie bewegen sich vergleichsweise wenig und essen nur selten Obst. Bei 15-jährigen Mädchen etwa liegt Deutschland mit einem Raucherinnenanteil von 22 Prozent nach Österreich und Tschechien an dritter Stelle innerhalb der OECD. Gleichzeitig hat sich bei den 15-jährigen Mädchen der Anteil der Fettleibigen zwischen 2001 und 2006 verdoppelt. Der Anteil ist damit so schnell gestiegen wie in fast keinem anderen OECD-Land.

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