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Samstag, 21. März 2009

AOK Bayern: Modellvorhaben zur verbesserten Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen

Von: AOK Bayern / Pressemitteilung

Gemeinsam mit sieben bayerischen Apotheken startet die AOK Bayern jetzt einen Modellversuch zur Arzneimittelver- sorgung in Pflegeheimen. Der Hintergrund: Durchschnittlich sechs verschiedene Arzneimittel erhalten chronisch kranke Pflegeheimbewohner täglich, teilweise von mehreren Ärzten verordnet. Dadurch kann es zu ungewollten Neben- und Wechselwirkungen oder sogar zu Überdosierungen kommen.

Derzeit drücken zumeist die Pflegekräfte die Tabletten ma- nuell aus dem sogenannten Blister (auch Durchdrückpac- kung). Die verordneten Medikamente werden dann patien- tenindividuell zusammengestellt.

Künftig "entblistern" die teilnehmenden Apotheken original-verpackte Arzneimittel und "verblistern" in mehreren Ar- beitsschritten maschinell alle für einen Patienten verordneten Medikamente in der jeweils benötigten Dosis neu. Dadurch kann die Arzneimittelsicherheit deutlich erhöht werden. Denn zum einen vermerkt der Arzt auf dem Blisterrezept die ge- naue Dosierung und die Tageszeit der Einnahme. Zum an- deren prüft die verblisternde Apotheke zusätzlich die von allen Ärzten des Patienten verordneten Arzneimittel umfas- send auf Wechsel- und Nebenwirkungen, Überdosierung oder Doppelverordnung. Bei Bedarf wird nach Rücksprache mit dem jeweiligen Arzt das Rezept korrigiert und anschließend der gebrauchsfertige patientenindividuelle Blister ans Pflege- heim geschickt. Die Apotheke erhält den Herstellerabgabe- preis und für jeweils einen Wochenblister eine Vergütungs- pauschale.

"In dem Modellprojekt mit sieben Apotheken und über 3.000 Pflegeheimbewohnern soll herausgefunden werden, ob sich Krankenhausaufenthalte oder zusätzliche Arztbesuche reduzieren lassen," erläutert Veronika Keil, Apothekerin bei der AOK Bayern. Die mit ihrer Apotheke teilnehmende Pharmazeutin Doris Schwaabe ergänzt: "Unsere Erfahrung zeigt, dass die patientenindividuelle Verblisterung durch verbesserte Arzneimittelsicherheit zu einem Rückgang gesundheitlicher Probleme führt." Dies habe sich in den letzten beiden Jahren bei der Zusammenarbeit mit mehreren Pflegeheimen in München herausgestellt. Vorteile gibt es auch für die Mitarbeiter in den Heimen. "Das Pflegepersonal wird durch die Vorab-Dosierung in der Apotheke zeitlich und organisatorisch deutlich entlastet", so Martina Ehnle, die für die AOK Bayern das Modellvorhaben mit betreut.

Experten gehen davon aus, dass durch eine Verblisterung die Arzneimittelsicherheit erhöht werden kann, wenn als Dauermedikation täglich mindestens drei Wirkstoffe einge- nommen werden. Das ist bei rund acht Millionen Patienten in Deutschland der Fall; für Bayern geht man von mehr als einer Million Betroffenen aus. Die patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung ist rechtlich seit 1. April 2007 mit Inkrafttreten des GKV - WSG (Wettbewerbsstärkungsgesetz für die Gesetzliche Krankenversicherung) möglich.

Das Modellprojekt der größten Krankenkasse im Freistaat wird wissenschaftlich begleitet und unter pharmazeutischen und gesundheitsökonomischen Aspekten evaluiert. Die Ergebnisse des auf ein Jahr angelegten Modellversuchs werden für eine spätere flächendeckende Umsetzung der patientenindividuellen Verblisterung ausschlaggebend sein.

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