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Donnerstag, 12. Juli 2007

9 Mrd. EUR Folgekosten durch Mangelernährung belegt CEPTON-Studie

Von: CEPTON / Presse- mitteilung

Die Zusatzkosten, die Mangelernährung für die Kranken- und Pflegeversicherung jährlich verursacht, belaufen sich auf 8,9 Mrd. Euro. Bis zum Jahr 2020 ist mit einem drastischen Kostenanstieg um fast 25 Prozent zu rechnen. Ein gezieltes Ernährungsmanagement kann dem Gesundheitssystem beträchtliche Kosten sparen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern. Zu diesen Ergebnissen kommt eine gesundheitsökonomische Studie der Münchener Beratungs- gesellschaft CEPTON, die am 21. Juni in Berlin vorgestellt wurde.

Von den Gesamtkosten entfallen 5 Milliarden Euro auf den Bereich Krankenhaus sowie 2,6 Milliarden Euro auf den Pflegebereich. Weitere 1,3 Milliarden Euro entstehen im Bereich der ambulanten ärztlichen Versorgung. Die Kosten werden beispielsweise durch längere Verweildauern im Krankenhaus oder eine erhöhte Komplikationsrate mangel- ernährter Patienten verursacht. "Komplikationen, die zu einer erheblichen Verteuerung der Behandlung führen können, entstehen gerade bei mangelernährten chirur- gischen Patienten auch infolge einer verminderten Immun- abwehr", erläutert Prof. Dr. Arved Weimann, Chefarzt Chirurgie des Städtischen Klinikums St. Georg in Leipzig und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin.

Bis zum Jahr 2020 würden sich diese Kosten nicht zuletzt aufgrund der demografischen Entwicklung auf etwa 11 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen, ergänzt Dr. Jürgen Bauer, Oberarzt Geriatrie am Städtischen Klinikum Nürnberg.

Mangelernährung – ein unterschätztes Problem

Trotz der großen wirtschaftlichen Bedeutung spielt Mangel- ernährung hierzulande in der öffentlichen Debatte, ganz im Gegensatz zu Adipositas, nur eine sehr untergeordnete Rolle – oder wird mit Hungersnöten in der Dritten Welt und Mager- sucht assoziiert. "Dabei", so Klaus W. Uedelhofen, Leiter der Studie, "gibt es medizinische Bereiche, in denen Mangeler- nährung eher die Regel als die Ausnahme ist." So zeigen beispielsweise bis zu 75 Prozent der Krebspatienten bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose Zeichen einer Mangeler- nährung, abhängig von der Tumorart, -lokalisation und -stadium. Aber auch in der Geriatrie und der Abdominal- chirurgie ist Mangelernährung weit verbreitet – und wird dennoch häufig nicht adäquat behandelt. "Unsere Unter- suchungen haben ergeben, dass lediglich ein Drittel aller mangelernährten Patienten mit gesonderten klinischen Ernährungskonzepten behandelt wird", so Uedelhofen.

Die Ursache dafür, dass Mangelernährung nur selten behandelt wird, liegt wohl darin, dass sie in Lebensbereichen auftritt, die an sich als subjektiv bedrohlich empfunden werden (Alter, Krankheit, Krankenhaus). Außerdem entspricht das äußere Erscheinungsbild mangelernährter Patienten häufig nicht unserer Vorstellung von abgemagerten Menschen.

Aufklärung erforderlich

Aus diesem Grund halten Uedelhofen und seine Mitautoren Aufklärung für dringend erforderlich – bei Politik, Medizin und auch Patienten. "Der Ernährungszustand ist ein Bereich, den die Patienten selbst aktiv beeinflussen können", erläutert der Experte. Hierzu benötigen die Patienten jedoch Rückendeckung – von Ärzten und Ernährungsberatern, die gemeinsam mit ihnen Ernährungspläne aufstellen und von Politikern und Kostenträgern, die sich aktiv für ein flankierendes Ernährungsmanagement einsetzen.

Einsparpotenziale erkennen und nutzen

Die Einsparpotentiale eines konsequent umgesetzten Ernährungsmanagements sind vielfältig. So haben nach Prof. Dr. Weimann "mehrere randomisierte klinische Studien zur Gabe von Trinknahrung im Bereich der Viszeralchirurgie eine Senkung der Verweildauer, eine Reduktion der Komplika- tionsrate und so insgesamt niedrigere Behandlungskosten nachgewiesen". Auf der Basis der Verweildauer lassen sich der Studie zufolge Kosten zwischen 700 und 2.200 Euro pro Patient im Krankenhaus einsparen – für die Kliniken in Deutschland sind so etwa 60 Millionen Euro Einsparung im Jahr möglich. Die Studie zeigt noch mehr solcher Beispiele auf.

Uedelhofen und seine Mitautoren plädieren daher für eine Wiederbesinnung auf eine ganzheitliche Medizin, in der die Ernährungssituation als Teil der Anamnese sowie im Qualitätsmanagement fest etabliert wird. "Schließlich", so die Autoren, "lassen sich durch ganzheitliche Therapieansätze eindrucksvolle klinische Verbesserungen, Lebensqualitäts- gewinne und sogar ökonomische Vorteile erzielen!"

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