Die Sicht der Leistungserbringer
Versorgungsqualität hat
ihren fairen Preis
Thomas Bodmer im Interview mit Dr. Bernhard Amshoff
Gesetzliche Krankenversicherungen müssen wie alle Leistungserbringer das Geld der Versicherten klug einsetzen. Einfach gesagt: Sie müssen Geld sparen und die Versorgungsqualität steigern. Für beide Seiten keine leichte Aufgabe.
Bernhard Amshoff: In den letzten Jahren hat sich das Profil der deutschen Krankenkassen durch den Gesundheitsfonds und „Morbi RSA“ stark verändert. Zudem haben sich die gesetzlichen Aufgaben der GKV immer weiter ausgeweitet.
Thomas Bodmer: Ja, § 1 SGB V beschreibt die Aufgabe der gesetzlichen Krankenversicherung: „Die Gesundheit der Versicherten zu erhalten, wiederherzustellen oder ihren Gesundheitszustand zu bessern.“ Dazu gehört es eben auch, den gleichen Leistungsanspruch für alle Versicherten sicherzustellen und daran mitzuwirken, dass die Leistungen zukünftig finanzierbar bleiben.
Kassen vertreten damit die Interessen der Versichertengemeinschaft und müssen mit den Versicherungsbeiträgen effizient haushalten. Sie wollen also für Ihre Versicherten eine bezahlbare höchstmögliche Versorgungsqualität?
Die DAK-Gesundheit ist eine Versorgerkasse. Das heißt, die Sicherstellung der hohen Qualität aller Leistungen für alle Versicherten ist unser höchstes Ziel.
Das klingt ja sehr gut. Treffen Sie dabei auf Schwierigkeiten?
Wir treffen auf große gesellschaftliche Herausforderungen. Der klare Auftrag des Gesetzgebers an die GKV gilt heute wie in Zukunft. Mit dem demografischen Wandel wächst der Bedarf nach therapeutischen Leistungen, weil immer mehr Menschen an Alterskrankheiten leiden und der medizinische Fortschritt die Lebenserwartung deutlich verbessert. Das verlangt nach einer Effizienzsteigerung der verfügbaren finanziellen Mittel.
Welche Konzepte passen bei diesen Herausforderungen am besten zur DAK-Gesundheit?
Wir streben nach guten Partnerschaften für den Einklang zwischen Versorgungsqualität und Wirtschaftlichkeit. Ich verstehe hierbei selbstverständlich die unternehmerischen Zwänge der Leistungserbringer. Für ihre Praxen und mittelständischen Betriebe ist langfristige Planungssicherheit existenziell. Daher suchen wir Lösungen in Partnerschaften, die keinen Leistungserbringer benachteiligen oder gar ausschließen.
Was heißt das für Sie als Krankenkasse vor dem Hintergrund des § 128 SGB V, dessen Verstöße jetzt sogar zum Straftatbestand werden?
Das Gesetz definiert streng den Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und versorgenden Leistungserbringern. Es sagt konkret, was unzulässig ist. § 128 regelt also die Unabhängigkeit des einzelnen und damit die Voraussetzungen für eine faire Zusammenarbeit zum Vorteil der Patienten und aller Beteiligten. Das unterstützt uns bei der Schaffung von seriösen, verlässlichen, langfristigen Partnerschaften, die sich im Sinne der Versichertengemeinschaft gemeinsam langfristig positionieren möchten.
Zu diesen strategischen Konzepten gehören bei der DAK-Gesundheit auch seit 2012 Informationsdienste im Verordnungsservice-Portal CareSolution. Vertragsärztinnen und -ärzte können sich hier über medizinische Ernährungstherapien informieren. Wie sind Ihre Erfahrungen mit diesem innovativen Ansatz?
Eine wichtige Voraussetzung ist die beschriebene Unabhängigkeit und Neutralität eines privaten Instituts. CareSolution macht für die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte den komplizierten Produktdschungel von Infusionslösungen zur Ernährung vollständig transparent. So kann jeder Arzt nach seinen therapeutischen Anforderungen die bestmöglichen Arzneimittel zum bestmöglichen Preis für seine Verordnung erkennen – übrigens eine sehr gute Empfehlung von Ihnen.
Das freut mich. Nehmen die Ärztinnen und Ärzte Ihr Angebot an?
Ja, ein echter Erfolg. Über 4.400 Fachmediziner sind schon aktiv dabei. Kluge Entscheidungen basieren immer auf validen Informationen. Das gehört zum Praxisalltag. Hier führt die Transparenz über alle Produkte zu einer enormen Effizienzsteigerung in der Arzneimittelverordnung. CareSolution ist im Praxisalltag angekommen. Und unsere Versicherten profitieren dabei zweifach: durch beste Qualität und einen wettbewerbsfähigen Beitragssatz.
Es wurde ja auch durch andere Möglichkeiten die Effizienz in der Arzneimittelverordnung deutlich verbessert, zum Beispiel durch die sehr erfolgreichen Rabattverträge. Sind ihre Erfahrungen bei dieser Kooperation ähnlich?
Der Ansatz dieser Kooperation ist ja ein völlig anderer. Die Kritik an den Rabattverträgen ist oft, dass am Ende der Ausschreibungen nur noch wenige Vertragspartner an der Versorgung beteiligt sind. Das gilt ja hierbei gerade nicht. CareSolution unterstützt mit objektiven Informationen die ärztliche Entscheidung. Das praktikable Konzept macht die medizinischen Leitlinien im Praxisalltag für jeden gewünschten Ernährungsfall verfügbar. Für den niedergelassenen Arzt also eine sehr geschätzte innovative Informationsquelle.
Und wie ist Ihr Fazit nach dem ersten Jahr der Umsetzung?
Wir freuen uns sehr über das Placet so vieler Ärztinnen und Ärzte. Nach den ersten Monaten der Aufklärung wird unsere Motivation verstanden. Die Unabhängigkeit von Informationsmonopolen empfinden viele als einen echten Gewinn. Es ist eine richtige Wirtschaftlichkeitsallianz entstanden. Die DAK-Gesundheit spart für die Versichertengemeinschaft unnötige Mehrausgaben ein, weil Qualität ihren fairen Preis haben darf. Die Kooperationsbereitschaft und das Verantwortungsbewusstsein bei den vielen Partnerärzten sind sehr hoch. Dafür möchten wir uns auch im Namen unserer Versicherten bei allen teilnehmenden Ärzten ausdrücklich bedanken.