Der "Krankenhaus-Report 2006 - Schwerpunkt: Krankenhausmarkt im Umbruch" ist im Buchhandel erhältlich: Schattauer-Verlag, ISBN: 978-3-7945-2490-7 (Foto oben: DAK-Scholz; darunter: Buch-Cover)

Mittwoch, 24. Januar 2007

Wissenschaftliches Institut der AOK legt "Kranken- haus-Report 2006" vor

Von: WIdo Wissen- schaftliches Institut der AOK / Pressemitteilung

Würden sich alle Krankenhäuser in Deutschland an den effizienten Kliniken orientieren, könnten allein in der Verwaltung bis zu 3,7 Mrd. Euro jährlich eingespart werden.

Zu diesem Ergebnis kommt der diesjährige Krankenhaus- Report 2006 mit dem Schwerpunktthema "Krankenhaus- markt im Umbruch". Dieses Potenzial ergibt sich aus einer vergleichenden Effizienzanalyse der Verwaltungsausgaben der Krankenhäuser. Die Analyse zeigt erhebliche Effizienz- unterschiede zwischen Bundesländern und Krankenhaus- trägern. Im Vergleich zu den Kliniken in anderen Bundes- ländern sind die Berliner Krankenhäuser am wenigsten effizient. So könnten in Berlin pro Krankenhausfall 509 Euro bei den Verwaltungskosten eingespart werden. Betrachtet man das absolute Einsparvolumen, so liegt Nordrhein-West- falen mit 721 Mio. Euro an der Spitze. Im Trägervergleich weisen die öffentlichen Krankenhäuser die schlechtesten Effizienzwerte bei der Verwaltung auf, während freigemein- nützige und private Krankenhäuser deutlich besser dastehen. Allein auf die öffentlichen Häuser entfällt ein absolutes Einsparpotenzial von 2,9 Mrd. Euro.

Kennzahlen des Krankenhausmarktes

Im Jahr 2004 gab es in Deutschland 2 166 Krankenhäuser (2003: 2 197, -1,4 %) mit insgesamt 531 333 Betten (-2,0 %). Mit nur noch 75,5 % erreichte die Bettenauslastung einen neuen Niedrigstand. Insgesamt 16,8 Millionen Krankenhausfälle (–2,9 %) blieben im Durchschnitt 8,7 Tage im Krankenhaus (-1,6 %). Hier setzt sich der Trend einer abnehmenden Verweildauer unverändert fort. Während die Anzahl der Krankenhäuser, Betten und Fälle sowie Verweil- dauer und Auslastung abnahmen, stiegen die pflegesatz- fähigen Kosten 2004 auf rund 56,3 Milliarden Euro (+1,1 %). Die Kosten je Fall stiegen gegenüber dem Vorjahr relativ stark auf durchschnittlich 3 350 Euro (+ 4,1 %). Beim Personal zeigt sich entgegen allen Klagen über einen Ärztemangel ein unverändert starkes Wachstum bei den Krankenhausärzten (+3,1 %). Eine Abnahme findet sich dagegen vor allem bei den Pflegekräften (-3,3 %).

Erhebliche Unterschiede

Vergleicht man die Bundesländer, dann zeigen sich deutliche Unterschiede in der Behandlungsintensität im Krankenhaus. Die meisten Krankenhausbehandlungen je 100.000 Ein- wohner weisen Sachsen-Anhalt (22.474) und das Saarland (22.209) auf. Am seltensten wurden die Baden-Württem- berger im Krankenhaus behandelt (17.540). Bei Kreislauf- erkrankungen liegt die Behandlungshäufigkeit in Baden- Württemberg mit 2.389 Fällen je 100.000 Einwohnern sogar um 68 % unter der des Saarlandes (3.493). Bei Krebser- krankungen reicht das Spektrum von Sachsen-Anhalt mit 2.492 Fällen bis Hamburg mit nur 1.813 Fällen je 100.000 Einwohnern.

Bei Männern dominieren alkoholbedingte Störungen als Hauptdiagnose bei den Krankenhauspatienten, gefolgt von Brustschmerzen und Verengungen der Herzkranzgefäße. Bei den Frauen ist der Brustkrebs die häufigste Erkrankung. An zweiter Stelle stehen die Gallensteine, dritthäufigste Diagnose ist die Herzmuskelschwäche.

Schwerpunkt Krankenhausmarkt im Umbruch

Der Krankenhaus-Report widmet sich in seinem Schwer- punkt den Veränderungen im Krankenhausmarkt unter dem Einfluss der DRGs. Der Gesetzgeber sieht für das Jahr 2009 eine umfassende Neuregelung des Krankenhausmarktes vor. Der Report liefert im Blick auf diesen Neuregelungsbedarf wichtige Impulse für Fragen der Planung, Finanzierung und räumlichen Versorgung. U. a. nimmt das Bundeskartellamt Stellung zu den Veränderungen im Krankenhausmarkt und den Kritiken an seinen Regulierungsentscheidungen.

Laut Krankenhaus-Report müssen die Veränderungen im Krankenhausmarkt nicht zwingend als Krise begriffen werden. Vielmehr gebe es hinreichende Möglichkeiten, den Klinikmarkt wirtschaftlich und ohne Qualitätseinbußen zu restrukturieren und durch Maßnahmen der Planung und Regulierung auch die Versorgung in der Fläche zu sichern. Der Anteil der privaten Kliniken steige weiter auf jetzt 25,6 % (öffentliche: 36,0 %, freigemeinnützige: 38,4 %). Doch gebe es keinen radikalen Wandel im Markt, sondern einen eher langsamen Anpassungsprozess.

Mehr Konvergenzgewinner als -verlierer

2005 war das erste Jahr, in dem die Krankenhausbudgets stufenweise an einen landesweiten Basisfallwert angepasst wurden (Konvergenzphase). Die Anpassung führte zu mehr Konvergenzgewinnern (53 %) als Konvergenzverlierern. Für fast die Hälfte der Konvergenzverlierer (49 %) wurde das Budget aufgrund der Kappungsgrenzen dennoch nur begrenzt abgesenkt. Insbesondere Krankenhäuser unter 500 Betten gehörten zu den Konvergenzgewinnern. Mit Blick auf die Träger haben freigemeinnützige Kliniken von der Kon- vergenz profitiert. Durch die Budgetanpassung am meisten verloren haben tendenziell öffentliche Krankenhäuser. Kliniken im ländlichen Raum gehörten wiederum eher zu den Konvergenzgewinnern. Der Krankenhaus-Report liefert für insgesamt 1.652 deutsche Krankenhäuser detaillierte Informationen unter DRG-Bedingungen sowie ihrer relativen Performanz im Zuge der Konvergenz.

Jürgen Klauber, Bernt-Peter Robra und Henner Schellschmidt (Hrsg.)

Der "Krankenhaus-Report 2006 - Schwerpunkt: Krankenhausmarkt im Umbruch" ist im Buchhandel erhältlich. (Schattauer-Verlag, Stuttgart, ISBN: 978-3-7945-2490-7, 464 S., 65 Abb., 68 Tab., 49,95 Euro)

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