Stammzelle unter dem Mikroskop (Foto: dpa) / Grafiken aus dem Bericht der IARC: Häufigste Krebsarten [%] in Europa bei Männern (oben) und Frauen (unten)

Donnerstag, 15. März 2007

Weltkrebsbehörde IARC legt neue europäische Krebsstatistik vor

Von: International Agency for Research on Cancer IARC / Pressemitteilung

Seit 2004, als die IARC das letzte Update der Krebszahlen für Europa veröffentlichte, verminderte sich die Krebsbe- lastung nicht: die Anzahl der jedes Jahr neu diagnostizierten Fälle in Europa hat auf 300.000 zugenommen, wie die IARC im Jahresbericht der Onkologen am 7. Februar 2007 mit- teilte. Die Wissenschaftler der Weltgesundheitsorga- nisation der Krebsforschungsbehörde schätzten für 2006, dass mehr als 3,2 Mio. neue Fälle von Krebs (von 2,9 Mio, im Jahr 2004) und 1,7 Mio. Tote in Folge dessen in ganz Europa. Die 25 Eu-Staaten wiesen nahezu 2,3 Mio. neue Fälle und über 1 Mio. Krebstote auf.

Dr. Peter Boyle, Direktor des IARC in Lyon, Frankreich, Co-Autor des Reports von Kollegen des IARC warnte, dass trotz besserer Prävention und Behandlung, Europa einen bedeutenden Anstieg der Krebsbelastung aufzeige, der hauptsächlich der alternden Bevölkerung zuzuschreiben sei. Boyle sagt, dringende Aktivitäten sind besonders heute unerlässlich, um präventiven Einfluss gegen Krebs zu nehmen. Besonders in Zentral- und Osteuropa seien starke und effektive Maßnahmen nötig um die Tabakepedemie einzuschränken und um umfassende Screening-Programme für Brust-, Gebärmutterhals- und Kolorektalkrebs zu etablieren.

Positive Ernährungsgewohnheiten und körperliche Betätigung sind sehr wichtige Hilfen für die europäische Bevölkerung um die rapide zunehmende Fettleibigkeit und die Gefahr für Risikokrankheiten wie Kolorektalkrebs, kardiovaskuläre Krankheiten und viele andere zu minimieren.

Es konnte beobachtet werden, dass die Lebenserwartung einen deutlichen Schub im letzten Jahrhundert gemacht hat und dies unter anderem auf bessere Hygiene, Kontrolle der Infektionen und Technik und einem eindeutigen Rückgang der übertragbaren Krankheiten in Europa zurückzuführen ist. Altersbedingte Krankheiten wie Krebs sind da eine schwere Last.

Die Autoren warnen, dass die Alterung der europäischen Bevölkerung auch wenn die Inzidenz- und die Mortalitätsrate für spezielle Altersgruppen konstant bleiben, die Krebszahlen weiter steigen werden. Lifestyle Krebsrisikofaktoren wie der Mangel an körperlicher Betätigung, unausgewogene Ernährung und insbesondere der Tabakkonsum bringen einen starken zusätzlichen Druck auf den bereits hohen Ausgangswert von gewissen Malignomen.

3,2 Mio neue Krebsfälle pro Jahr

Die Wissenschaftler des IARC schätzen, dass 2006 3.191.600 neue Fälle diagnostiziert wurden (exklusive nicht melagnomen Hautkrebs) und 1.703.00 Krebstote zu verzeichnen waren. Bei den neuen Fällen sind 53% männlich und 47% weiblich und bei den Krebstoten 56% Männer und 44% Frauen. 

Brust-, kolorektaler- und Lungenkrebs sind am häufigsten vertreten

Seit den vorhergehenden Zahlen aus 2004, ist Brustkrebs der am häufigsten auftretende diagnostizierte Krebs mit 429.900 Fällen im Jahr 2006 (13,5% aller Krebsfälle), noch vor dem Lungenkrebs.

Es folgen der kolorektale Krebs (412.900 Fälle oder 12,9%) und der Lungenkrebs (386.300 Fälle oder 12,1%).

Die Inzidenz des Anstiegs des Brustkrebs ist der besseren Falluntersuchung und somit einem früheren Entdeckungsstadium zu schulden. Die rasche Konsequenz auf solche Programme ist ein scharfer Anstieg in den Inzidenzzahlen, welche um 16% angestiegen sind seit 2004. Aber, das ist der Inhalt der Angelegenheit, Brustkrebstote folgen ihrer Entwicklung und trotz der Screening-Programme, Brustkrebstodesfälle folgen dem Anstieg (um 1.900 Tote, von 130.000 2004) infolge der Alterung der Bevölkerung.

Lungen, Kolon/Rektumkrebs sind die größten Killer

  • Lungenkrebs ist der größte Killer mit geschätzten 334.800 Toten 2006 (19,7% aller Krebstoten), gefolgt vom kolorektalen Krebs (207.400 Tote), Brustkrebs (131.900 Tote) und Magenkrebs (118.200 Tote). Wie wir alle wissen, die überwältigende Mehrheit des Lungekrebses ist dem Tabakkonsum zuzuschreiben und Tabakkontrolle ist eindeutig die Nummer eins bei den Prioritäten in der Europäischen Union, nicht nur gezielt bei Männern, sondern auch bei der weiblichen Bevölkerung von Zentral-, Nord- und Osteuropa.
  • Die zweite große Ursache bei Krebstoten ist bei Männern und Frauen gleichbedeutend der kolorektale Krebs. Fortschritte beim kolorektalen Krebs sind nur sehr langsam zu beobachten, die Anzahl der Toten stieg seit den letzten Schätzungen von 2004 um 1,8%. Hierfür sollten zwei Maßnahmen unterstützt werden. Erstens brauchen wir mehr Forschungsergebnisse bezüglich gesunderen Lebensstils, inklusive einer ausgewogenen Ernährungsweise, gesteigerter körperlicher Aktivität und Vermeidung von Fettleibigkeit.

    Zweitens, seit dem das Screening auf kolorekatalem Krebs gute Ergebnisse geliefert hat, benötigt man organisierte kolorektale Screening-Programme überall in Europa.
  • Die Magenkrebsmortalität sinkt bei Männern und Frauen überall in Europa. Ursache ist die bessere Nahrungskonservierung, bessere Ernährung und die bessere Kontrolle der Infektionen mit helicobacter pylori. Magenkrebs ist für 5,6% aller neuer Krebsfälle (5,9% 2004) und 7,4% aller Krebstoten (8,1% 2004) verantwortlich. In den osteuropäischen Ländern ist die Lage dennoch sehr unterschiedlich. Vermutlich verfügen sie über geringeren Wohlstand, eine Ernährungsweise mit wenigem frischen Obst und Gemüse und besitzen gleichzeitig eine höhere Rate an helicobacter pylori Infektionen meint Boyle.

Screenin-Bemühungen werden benötigt

Boyle sagt, dass der Bedarf nach effektiven, bevölkerungsbasierten Screening-Programmen essentiell ist, wenn wir einen Unterschied machen wollen bei der Krebslösung.

  • Prostata: Bei den Männern, die umfassend den PSA-Test (Prostate Specific Antigen) nutzten, hatten einen ähnlichen Effekt bei der Anzahl bei den Prostatakrebserkennungen, wie als wenn Frauen Mammografien für die Brustkrebserkennung nutzten. Prostatakrebs war der häufigste diagnostizierte Krebs bei Männern (345.900 oder 20,3%), gefolgt von Lungenkrebs (292.000 oder 17,2% bei Männern) und kolorektalem Krebs (217.400 oder 12,8%). Dr. Boyle sagte dazu, dass trotz der umfassenden Nutzung des PSA-Tests in vielen europäischen Ländern, die Anzahl der Prostatakrebstoten seit 1995 um 16% gestiegen ist. Schuld des großen Ausmaßes  des Anstiegs ist die Anzahl der Männer die ein hohes Alter erreicht haben. Es ist essentiell wissenschaftliche Einschätzungen über die Wirksamkeit des PSA-Tests als einen Screening-Test zu haben. Ferner werden Bemühungen dafür gebraucht.
  • Kolorektaler Krebs: Screenings auf kolorektalen Krebs haben effektiv gezeigt, dass organisierte kolorektale Krebs Screening-Programme auf diesem Kontinent implementiert werden sollten.
  • Gebärmutterhalskrebs: In den 25 Mitgliedsstaaten  der europäischen Union starben schätzungsweise 23.600 Frauen im Jahre 2006 an Uteruskrebs, aber in ganz Europa starben ca. 46.600. Die Anzahl der für die Frauen verloren gegangenen Lebensjahre in zentral- und osteuropäischen Ländern könnte verringert werden, wenn effiziente nationale Gebärmutterhalskrebs Screening-Programme vorhanden wären, so Boyle. Er schloss, dass während Europa von einem Netzwerk von nationalen Krebsregistern bedeckt ist, ist es nur möglich, Schätzungen anzubieten von der europäischen Krebslast. Aber die erhöhte Last der Krebsinzidenz in Europa zwischen 2004 und 2006, welche um 300.000 auf 3,2 Millionen angestiegen ist, demonstriert die Auswirkung des Alterns der europäischen Bevölkerung und unterstreicht den Bedarf dringender Aktionen der Krebskontrolle in Europa.

Er schloss, dass während Europa von einem Netzwerk von nationalen Krebsregistern bedeckt ist, ist es nur möglich, Schätzungen anzubieten von der europäischen Krebslast. Aber die erhöhte Last der Krebsinzidenz in Europa zwischen 2004 und 2006, welche um 300.000 auf 3,2 Millionen angestiegen ist, demonstriert die Auswirkung des Alterns der europäischen Bevölkerung und unterstreicht den Bedarf dringender Aktionen der Krebskontrolle in Europa.

Die internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) ist Teil der Weltgesundheitsorganisation. Es ist ihre Mission, die Forschung der Ursachen des menschlichen Krebses und die Mechanismen der Kanzerogenese zu koordinieren und zu leiten. Weiterhin soll sie wissenschaftliche Strategien zur Krebskontrolle erarbeiten. Das Mandat der Weltkrebsfor- schungsagentur ist es, die internationale Forschung zu koordinieren um den Nutzen von Synergien und die Verbreitung wissenschaftlicher Informationen mittels Publikationen, Begegnungen, Kurse und Mitgliedschaften zu ermöglichen.

Kontakt:

International Agency for Research on Cancer
Dr. Peter Boyle, Director
Tel: +33 472 738 567
Fax: +33 472 738 311 (Press Office)
E-Mail: com@iarc.fr

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