Vertragsarztrechts-Änderungsgesetz (VändG): Große Koalition plant Reform für ärztliche Honorare
T-online berichtet: Die Fachpolitiker von Union und SPD haben sich bei ihren Verhandlungen zur Gesundheitsreform auf eine grundlegende Reform der Arzthonorare geeinigt. Nach FTD-Informationen sollen niedergelassene Mediziner künftig nach Pauschalen bezahlt werden.
Zugeständnis an die Mediziner
Das heutige komplizierte Punktesystem für Honorare und Ärztebudgets soll abgeschafft werden. Der Plan ist ein Zugeständnis an die Mediziner. Die Praxisärzte fordern seit langem ein einfacheres Honorarsystem. Erst vergangene Woche hatte Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) ihnen Entgegenkommen signalisiert. Allerdings gibt es unter den Fachpolitikern Befürchtungen, dass mit den Pauschalen die Ausgaben der Krankenkassen für Arzthonorare steigen könnten.
Punkte-Werte schwanken
Derzeit sind die Gesamtausgaben für die Honorare gedeckelt. Verteilt wird das Budget der Mediziner von den Kassenärztlichen Vereinigungen. Dazu werden Ärzten für jede Behandlung Punkte gutgeschrieben. Der Wert der Punkte wird erst später errechnet. Er steigt und fällt je nach Zahl der Behandlungen.
Bis zu 20 unterschiedliche Pauschalen
Die 16 Fachpolitiker von CDU, CSU und SPD haben sich jetzt auf neues System verständigt. Für den ersten Besuch eines Patienten soll der Mediziner demnach eine "Konsultationspauschale" erhalten. Diese kann in komplizierteren Fällen durch weitere Pauschalen aufgestockt werden. Insgesamt soll es für Fachärzte je nach Diagnose bis zu 20 unterschiedliche Pauschalen geben.
Höhe der Pauschalen wird ausgehandelt
Damit wüssten Ärzte künftig schon vor Beginn der Behandlung eines gesetzlich Versicherten, mit welchem Honorar sie rechnen können - ähnlich wie heute schon bei Privatversicherten. Die Höhe der Pauschalen sollen Ärzte und Kassen zusammen mit Experten aushandeln. Sie müssen dann den 23 Mrd. Euro schweren Honorartopf auf Pauschalen umrechnen.
Enger Rahmen
Die Reform werde mehrere Jahre dauern, hieß es in der Koalitionsarbeitsgruppe. Unklar sei noch, ob die Ausgaben im neuen System ebenso wirksam eingedämmt werden könnten wie heute. Daher werde die Politik Ärzten und Kassen einen engen Rahmen vorgeben, hieß es. Pauschalen für Klinikbehandlungen waren bereits mit der letzten Gesundheitsreform eingeführt worden.
Bündel von Reformen
Die Koalitionsexperten haben sich inzwischen auf ein ganzes Bündel von Reformen verständigt, um die Ausgaben der Krankenkassen zu begrenzen. Beamte des Gesundheitsministeriums versuchen derzeit, die finanziellen Auswirkungen der bisherigen Beschlüsse zur Gesundheitsreform abzuschätzen.
Ambulante Behandlung auch im Krankenhaus
Sparen wollen die Fachpolitiker vor allem dadurch, dass auch Krankenhäuser ambulante Behandlungen durchführen können sollen. Geplant ist, dass die Zusammenarbeit von Fach- und Hausärzten vereinfacht wird und niedergelassene Ärzte verstärkt in Kliniken arbeiten dürfen. Behandlungen sollen damit günstiger und besser werden.
Beschlüsse unter Vorbehalt
Bei besonders teuren und komplizierten Therapien sollen Ärzte zudem verpflichtet werden, einen Kollegen zu konsultieren. Alle bisherigen Beschlüsse stünden allerdings noch unter dem Vorbehalt, dass auch eine Reform der Kassenfinanzen gelinge und die Koalitionsspitzen zustimmten, hieß es aus der Arbeitsgruppe.
Merkel: "Wir stehen unter Erfolgsdruck"
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bewertete den Fortgang der Gesundheitsgespräche am Montag positiv. "Ich bin optimistisch und sage: Wir stehen auch unter einem Erfolgsdruck", sagte Merkel nach einem Treffen des Koalitionsausschusses. SPD-Chef Kurt Beck sagte, die Arbeiten lägen im Zeitplan. Nach Pfingsten sollen die besonders umstrittenen Finanzfragen Thema sein. Spätestens Anfang Juli soll die gesamte Reform präsentiert werden.