Weitere Analysen und Statistiken zur Entwicklung des Arzneimittel- marktes in Deutschland sowohl nach pharmakologischen als auch nach ökonomischen Fragestellun- gen bietet der Arzneiverordnungs-Report 2009, der auf den Daten des GKV-Arzneimittelindex im WIdO basiert und im Herbst 2009 erscheinen wird. (Foto: DAK / Schläger)

Freitag, 15. Mai 2009

Umsatzzuwachs von 1,4 Mrd. Euro bei Arzneimitteln durch teure Medikamente in 2008

Von: Wissenschaftliches Institut der AOK / Pressemitteilung

Im Jahr 2008 wurden in der Gesetzlichen Krankenversich- erung Arzneimittel mit einem Umsatz von 26,7 Milliarden Euro verordnet: Das waren 1,4 Mrd. Euro mehr als 2007 (+5,5%). Trotz sinkender Preise wurde durch den Trend zur Verordnung teurer Arzneimittel die durchschnittliche Medika- mentenverordnung um 3% teurer. Gleichzeitig ist auch die Zahl der verordneten Packungen um 2,4% angestiegen.

Ausschlaggebend für die Umsatzdynamik waren dabei Zu- wächse in Arznei­mittel­gruppen mit besonders teuren The- rapien wie Mittel mit Wirkung auf das Immun­system (+339 Mio. Euro) und Fertigarzneimittel zur Therapie von Krebser- krankungen (+204 Mio. Euro). Dies zeigen die vorläufigen Jahresergebnisse des GKV-Arznei­mittel­index im Wissen- schaftlichen Institut der AOK (WIdO).

Die Arzneimittelausgaben der Gesetzlichen Krankenver- sicherung steigen seit Jahren. Gebremst wurde diese Ent- wicklung zuletzt in den Jahren 2004 und 2006. Hauptursache hierfür waren gesetzliche Eingriffe und Kostendämpfungs- maßnahmen, die aber keine nachhaltige Wirkung entfalten konnten. Mit einem Plus von 5,5% ist der Umsatz im Jahr 2008 nach den vorläufigen Analysen des GKV-Arzneimittel- index im Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) um 1,4 Mrd. Euro gestiegen. Umsatzanstiege um mehr als 100 Mio. Euro zeigen dabei neben Medikamenten mit Wirkung auf das Immunsystem (+19,3%) und Krebsmitteln (+15,5%), die nur einen geringen Anteil an den Verordnungen haben (jeweils 0,5%), auch Indikationsgruppen, die bei chronischen Volkskrankheiten eingesetzt werden. So haben Schmerz- und Rheumamittel um knapp 132 Mio. Euro (+6,1%) zugelegt und Mittel zur Behandlung von Diabetes um 122 Mio. Euro (+7,8%).

Insgesamt sind im deutschen Arzneimittelmarkt die Preise im Jahr 2008 erneut um 1,5% gefallen. Das weist darauf hin, dass gesetzliche Regelungen, insbesondere im patentfreien Markt, ihre Wirkung entfalten. So führen bereits seit mehreren Jahren geänderte Regelungen bei Festbeträgen zu sinkenden Preisen in diesem Marktsegment. Die AOK hat als erste Kasse bereits 2007 die neuen Möglichkeiten genutzt, mit Arzneimittelherstellern Rabattverträge abzuschließen und damit Preisnachlässe für ihre Versicherten zu erhalten. Im Jahr 2008 wurden aktuell 63 Wirkstoffe europaweit ausgeschrieben. Nach Schätzungen werden Rabattverträge für diese Wirkstoffe jährliche Einsparungen im dreistelligen Millionenbereich für die AOK erzielen können.

Trotz dieser Entwicklungen im patentfreien Markt zeigt die Analyse, dass diese Instrumente in Indikationsgruppen mit einem hohen Anteil patentgeschützter neuer Wirkstoffe kaum greifen können. Insbesondere dann, wenn es sich um innovative therapeutische Ansätze handelt. Da Hersteller die Preise von Arzneimitteln mit patentgeschützten Wirkstoffen frei festlegen können und allenfalls erst kurz vor Ablauf des Patentschutzes über Rabatte verhandeln, werden effektive Lösungen etwa durch Kosten-Nutzen-Bewertung und Höchstpreise dringend gebraucht.

Gleichzeitig muss die Transparenz im Arzneimittelmarkt verbessert werden. So wurden in der ambulanten Krebs- therapie 2008 nicht nur 1,5 Mrd. Euro für Fertigarzneimittel sondern ebenfalls knapp 1,6 Mrd. ¤ für Zubereitungen aus diesen Mitteln, die in der Apotheke angefertigt werden (Zytostatika-Rezepturen), umgesetzt.

Die geplante 15. Novelle des Arzneimittelgesetzes soll er- möglichen, dass detaillierte Informationen zum verwendeten Arzneimittel maschinenlesbar auf das Rezept aufgebracht werden. Mit dieser Änderung wäre es möglich, bestehende Wirtschaftlichkeitsreserven zu erschließen sowie auch diesen Teilmarkt für Analysen der Versorgungsforschung zugänglich zu machen: Eine wichtige Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Versorgung und einen gleichzeitig wirtschaft- lichen Ressourceneinsatz.

Pressekontakt

Katrin Nink
Tel.: 030/34646-2111
Fax.: 030/34646-2144
katrin.nink(at)wido.bv.aok.de

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