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Donnerstag, 12. März 2015

TK-Pflegestudie: Pflegende Angehörige verzichten mehrheitlich auf Unterstützung

Von: TK / Pressemitteilung

Die Pflege eines Angehörigen ist kräftezehrend. Dennoch holen sich die meisten Pflegenden keine professionelle Unterstützung. Das ist ein Ergebnis der Pflegestudie der Techniker Krankenkasse (TK), für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa mehr als 1.000 pflegende Angehörige persönlich interviewt hat.

Nur vier von zehn (41 Prozent) teilen sich die Aufgabe mit professionellen Pflegekräften, die ins Haus kommen. Sogar nur acht Prozent nutzen zeitweise die Unterstützung von professionellen Einrichtungen für Tages-, Nacht- oder Kurzzeitpflegeaufenthalte. Dabei sind zwei Drittel (65 Prozent) der pflegenden Angehörigen täglich im Einsatz.

Eine knappe Mehrheit von 54 Prozent teilt sich die Pflegeaufgaben mit anderen Familienangehörigen, Freunden und Nachbarn. Jeder Vierte pflegt ganz allein.

Künftig müsse Pflege anders als heute organisiert werden, so die TK. Berufstätigkeit habe heute insbesondere bei den jüngeren Frauen einen anderen Stellenwert. Darüber hinaus fordere die moderne Arbeitswelt stärker als früher Mobilität. Unterstützungsleistungen der professionellen Pflege würden daher immer wichtiger.

Der Deutsche Pflegetag 2015 beschäftigt sich ab 12. März in Berlin mit der professionellen Pflege und der Situation pflegender Angehörigen.

Statement von Thomas Balast, stellvertretender Vorstand der Techniker Krankenkasse

In Deutschland sind mehr als 2,5 Millionen Menschen pflege bedürftig. Berechnungen des Bundesministeriums für Gesundheit gehen davon aus, dass diese Zahl im Jahr 2050 bis auf 4,4 Millionen steigen kann. Mehr als zwei Drittel von ihnen werden derzeit (noch) zuhause gepflegt. Das bedeutet: Der größte Pflegedienst hierzulande sind die Angehörigen von Pflegebedürftigen oder deren Freunde und Bekannte. Pflege zuhause ist jedoch kein Zukunftsmodell. Immer mehr ältere Menschen stehen immer weniger Jüngeren gegenüber, und auch der familiäre Zusammenhalt verändert sich. Internationale Studien zeigen aber, dass der Wunsch, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben, nach wie vor Bestand hat. Der Techniker Krankenkasse (TK) ist es daher wichtig zu erfahren, welche Bedarfe auf Seiten der Pflegebedürftigen, aber auch auf Seiten der Pflegenden bestehen, um auf dieser Basis Erkenntnisse für neue und optimierte Versorgungsangebote zu gewinnen.

Fakt ist: Über Umfang und Art der Pflege durch Angehörige liegen kaum konkrete Daten vor. Das hat auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in seinem aktuellen Gutachten festgestellt. Genau an diesem Punkt setzt die vorliegende Studie an, die das Wissenschaftliches Institut der TK (WINEG) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat. Wie bewerten die Pflegenden selbst ihre Situation? Welche Info rmationen können den Betroffenen helfen? Welche Entlastungsmöglichkeiten sind gefragt? Diese und weitere Fragen kamen in persönlichen Interviews mit mehr als 1.000 Pflegenden in ganz Deutschland zur Sprache. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild: Einerseits ist die Pflege eines Angehörigen kräftezehrend und belastend. Zugleich besteht in vielen Fällen eine enge emotionale und soziale Bindung zwischen denen, die gepflegt werden, und denjenigen, die pflegen. Menschen, die pflegen, schöpfen somit andererseits auch oftmals Positives aus ihrer Tätigkeit.

Allerdings ist ein Großteil der bereits vorhandenen Entlastungs- und Beratungsangebote nicht bekannt. Hier stehen auch die Kassen in der Pflicht. Pflegende müssen gut informiert sein, insbesondere wenn sie ganz plötzlich mit einer Pflegesituation konfrontiert sind. Denndie Forsa-Studie zeigt auch: Wer von heute auf morgen die Pflege eines Menschen organisieren muss, ist deutlich stärker belastet, als diejenigen, die mit der Zeit in die Pflegesituation hineinwachsen konnten. Das Ziel muss daher sein, alle Versicherten bestmöglich zu unterstützen, damit sie sich in der Vielfalt der Angebote zurechtfinden.

Die Politik hat inzwischen erkannt, dass im Bereich der Pflege Handlung sbedarf besteht. Am 1. Januar 2015 ist das erste Pflegestärkungsgesetz in Kraft getreten. Darin ist unter anderem vorgesehen, niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote zu stärken, um pflegende Angehörige besser in ihrer persönlichen Situation zu unterstützen und die Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf zu verbessern. Diese Änderungen sind ein Schritt in die richtige Richtung. Gleichwohl bleibt die Frage, ob in Zukunft die informelle Pflege von Angehörigen noch ansatzweise im heutigen Umfang leistbar ist. Die Ergebnisse der Studie liefern eine Reihe von Ansatzpunkten, wie Versorgungsang ebote mit den kommenden gesellschaftlichen und demografisch en Herausforderungen in Einklang zu bringen sind. Klar ist: Wir müssen in Zukunft neue Wege in der Pflege gehen. Es wird im Wesentlichen darum gehen, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zumindest hinauszuzöge rn und den Betroffenen möglichst lange ein selbstbest immtes Leben zu ermöglichen.

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