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Dienstag, 05. April 2016

Studie: 79% der Ärzte vertrauen bei neuen Arzneimitteln dem Rat der Pharmaindustrie

Von: Techniker Krankenkasse / Pressemitteilung

Bei der Verordnung von neuen Arzneimitteln vertrauen Ärzte am häufigsten darauf, was ihnen auf Fortbildungsveranstaltungen erzählt wird. Das hat eine Umfrage von DocCheck Research im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) ergeben. Demnach antworteten 49 Prozent der befragten Ärzte, dass sie Fortbildungen am häufigsten für die Entscheidung nutzen, ob sie ein neues Medikament verordnen. 37 Prozent gaben Fachzeitschriften als Quelle an und 30 Prozent Gespräche mit Pharmavertretern (Mehrfachnennungen waren möglich).

"Die meisten Fortbildungsveranstaltungen und Fachzeitschriften werden von der Pharmaindustrie finanziert. Ein kritischer Diskurs über den Einsatz von neuen Arzneimitteln findet in diesen Foren daher kaum statt", so Tim Steimle, Leiter Fachbereich Arzneimittel der Techniker Krankenkasse. "Wir würden uns wünschen, dass die Ärzte ihre Informationen stärker aus unabhängigen Quellen beziehen."

Medizinische Leitlinien nannten die Ärzte mit ebenfalls 30 Prozent genauso häufig als Quelle zur Entscheidungsfindung wie den Außendienst der Pharmaindustrie. 16 Prozent der Ärzte gaben an, im Austausch mit Kollegen zu handeln oder sich auf Fachkongressen inspirieren zu lassen. Die unabhängigen Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) landeten mit 15 Prozent nur auf Platz sieben.

Steimle: "Damit sich das ändert, müssen die Beschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses zur frühen Nutzenbewertung in den medizinischen Leitlinien berücksichtigt werden. Das würde Ärzte bei der Therapiewahl unterstützen und gleichzeitig dem Einfluss der Pharmaindustrie entgegenwirken. Denn derzeit erhalten einige Patienten neue Therapien nicht schnell genug, andere bekommen teure Präparate, die keinen Zusatznutzen haben."
 
Hintergrund

DocCheck Research befragte im Auftrag der Techniker Krankenkasse 500 niedergelassene Ärzte, darunter 286 Allgemeinmediziner und 214 Internisten. Die Umfrage wurde online mit einer randomisierten Stichprobenziehung aus dem Healthcarepanel von DocCheck durchgeführt.

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