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Montag, 22. Mai 2006

Statt versprochener fester Punktwerte erbringen Ärzte viele Leistungen gratis

Von: Ärzte Zeitung

Die Ärzte Zeitung berichtet: Wenn Vertragsärzte derzeit in Berlin, Köln und Stuttgart protestieren, dann ist die angemessene Honorierung ihrer Leistungen eine Kernforderung. Denn selbst vom früher einmal angestrebten Punktwert von 5,11 Cent sind Vertragsärzte weit entfernt. Das zeigen Beispielrechnungen aus mehreren KVen.

Beispiel Schleswig-Holstein und Hamburg: Dort fällt die Gesamtvergütung um rund 270 Millionen Euro, in Hamburg um rund 160 Millionen Euro zu niedrig aus. "Unseren Ärzten wird im Quartal 40 Millionen Euro wegbudgetiert", sagt Hamburgs KV-Chef Dieter Bollmann der "Ärzte Zeitung". Dies sind 30 Prozent der Gesamtvergütung.

Die Kassen in der Hansestadt überwiesen für das zweite Quartal 2005 insgesamt rund 130 Millionen Euro für die vertragsärztliche Versorgung an die KV. Um den Hamburger Ärzten ihre Leistungen mit einem Punktwert von 5,11 Cent vergüten zu können, hätte die KV aber 170 Millionen Euro benötigt. Auch die Folgequartale lassen Lücken in ähnlicher Dimension erwarten. Jedem der rund 4000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in der Hansestadt fehlen somit Quartal für Quartal im Schnitt 10 000 Euro.

Auch in Schleswig-Holstein fehlt pro Jahr ein dreistelliger Millionenbetrag. Die Zahlen aus dem dritten Quartal 2005: Um einen Punktwert von 5,11 Cent auszahlen zu können fehlten insgesamt 68 Millionen Euro. Dies entspricht einem Anteil von 33 Prozent der Gesamtvergütung.

Statt 206 Millionen Euro hätten die Kassen 274 Millionen Euro für das Quartal überweisen müssen. Umgerechnet auf die rund 5000 niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten entspricht dies einem Verlust von 13 600 Euro im Quartal, also im Schnitt über 50 000 Euro im Jahr.

Das nach Ansicht von KV-Vize Ralf Büchner "erschreckende Ausmaß der Unterfinanzierung" ist inzwischen bei vielen Patienten angekommen und wird von ihnen auch verstanden: "Weil sie es ja selber erleben." Vielen Politikern ist nach seinen Erfahrungen inzwischen die "real existierende Rationierung" bewußt - allerdings kämen regelmäßig noch immer Hinweise auf vermeintliche "Effizienzreserven" im System.

Nicht anders sieht die Situation in Nordrhein aus: Im zweiten Quartal 2005 erhielten die Hausärzte einen Punktwert von 3,98 Cent, Fachärzte sogar einen durchschnittlichen Punktwert von 3,66 Cent. Die Gesamtvergütung der 17 000 niedergelassenen Ärzte in Nordrhein beträgt zur Zeit 2,8 Milliarden Euro jährlich.

"Wenn alle punktzahlbewerteten Leistungen mit 5,11 Cent bezahlt würden, dann käme die KV Nordrhein auf einen Mehrbedarf von 852 Millionen Euro im Jahr", teilte KV-Sprecherin Ruth Bahners mit. Unterfinanzierung ist auch in der KV Baden-Württemberg ein Dauerzustand: Pro Quartal fehlen den Ärzten 170 Millionen Euro, um auf einen Punktwert von 5,11 Cent zu kommen.

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