MEZIS Initiative unbestechlicher Ärzte und Ärztinnen
Der Verein MEZIS e. V. hat auf seiner Website in der Rubrik "Pressespiegel" seine allgemeine Beachtung unter anderem durch CARENOBLE dokumentiert. Wir berichteten am 9. März 2007 über die "Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte" mit dem Slogan "Mein Essen zahl`ich selbst" nach der amerikanischen Bewegung "No free lunch."
Hier lesen Sie erneut die genannten Pressemitteilung
Mein Essen zahl ich selbst - eine Aussage, die für Ärzte und Ärztinnen alles andere als selbstverständlich ist. Pharma- referent/innen werben in Praxen für ihre Produkte, bezahlen Essen auf Fortbildungen von Ärzten und Ärztinnen, laden zu Vorträgen in große Hotels ein oder bezahlen Reisen in Urlaubsdomizile. Dem entgegenzuwirken, haben Ärztinnen und Ärzte aus Praxen und Krankenhäusern sowie sowie Mediziner/innen der Nichtregierungsorganisationen Transparency International Deutschland (Berlin) und BUKO-Pharmakampagne (Bielefeld) die Initiative MEZIS "Mein Essen zahl ich selbst" - als Initiative unbestechlicher und unabhängiger Ärzte ins Leben gerufen. Am 31.01.07 gründete sich der Verein in Frankfurt nun auch formell. MEZIS versteht sich als Teil eines eines Netzwerkes gegen Einflussnahmen der Pharmaindustrie auf das Verordnundgs- verhalten der von Ärzten und Ärztinnen, das in Ländern wie Italien, Großbritannien und den USA unter dem Leitmotiv "no free lunch" bereits erfolgreich arbeitet.
"Dieses Anliegen muss in die Köpfe aller Ärztinnen und Ärzte bundesweit", fasst Barbara Kroll die Ergenisse des Gründungstreffens zusammen, die in Bielefeld als Ärztin Obdachlose und andere soziale Randgruppen behandelt. "Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern unterstützt diese wichtige Initiative als Gründungsmitglied", sagt deren Vorsitzender Dr. med. Axel Munte. Bei MEZIS mit dabei ist weiter Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, bis vor kurzem Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, der betont, "dass den einseitigen Werbeanstrengungen der Arzneimittelhersteller etwas entgegengesetzt werden muss". Neben dem Aufbau einer Internet-Plattform will MEZIS noch in diesem Jahr in Workshops die Erarbeitung eines Kodex für Ärztinnen und Ärzte anstoßen, die interessiert sind, ihr Verordnungs- verhalten ausschließlich am Wohl ihrer Patient/innen auszurichten und bereit sind, auf Zuwendungen von Arzneimittel-Herstellern zu verzichten. "Ein besonderes Augenmerk wird dabei darauf liegen, auch die medizinischen Fachverbände und Universitätskliniken mit einzubeziehen", sagt Prof. Dr. med. Klaus Lieb, Universitätsklinikum Freiburg, und weiteres Gründungsmitglied von MEZIS. "Schließlich soll auch die wissenschaftliche Untersuchung der Auswirkungen des Pharmamarketings auf das ärztlichen Verordnungs- verhalten gefördert werden, die im deutschen Sprachraum bisher kaum Beachtung gefunden hat."
"Wir Ärztinnen und Ärzte tragen große Verantwortung für unsere Patientinnen und Patienten. Doch beim Thema Arzneiverordnung wird es immer schwerer, richtig zu entscheiden."
- Pharmahersteller finanzieren praktisch alle relevanten ärztliche Weiterbildungskongresse. Sie sorgen für die "richtigen" Themen.
- Und auch vor Ort sponsoren Hersteller die regionale Fortbildung. Und wir sind es eigentlich leid, dass Essen und der passende Wein uns in Stimmung bringen sollen. Wir ärgern uns, dass Rednerinnen und Redner die ständig von neuen Medikamenten berichten – manchmal werden sie vom Sponsor ja auch gleich mit den richtigen Powerpoint-Folien bestückt.
- 20 Millionen Mal pro Jahr besuchen 15.000 Pharmareferentinnen und -referenten unsere Praxen und Krankenhäuser. Ohne unsere Zustimmung analysieren sie unser Verschreibungsverhalten und versuchen es durch Gespräche, Muster und andere geldwerte Leistungen zu beeinflussen.
- Wollen wir uns „objektiv“ in Zeitschriften informieren, so ist auch das mühsam geworden: Planung und Datenauswertung von Arzneimittelstudien liegen zu 90 % in der Hand von Herstellern, viele Medizinzeitschriften und selbst ärztliche Fachgesellschaften sind komplett von Anzeigenerlösen und Herstellersubventionen abhängig.
- Patientinnen und Patienten üben in Einzelfällen erheblichen Druck aus, bestimmte Medikamente verschrieben zu bekommen. Dahinter stehen unkritische Berichterstattungen etwa im Internet oder Selbsthilfeorganisationen, die von Pharmaherstellern "unterstützt" werden.
- Stichwort Internet: Hersteller beschäftigen Hunderte von Journalistinnen und Journalisten, die praktisch alle wichtigen Gesundheits-Internetseiten, mit unausgewogenen und z.T. irreführenden Meldungen versorgen.
Die Konsequenzen erleben wir Tag für Tag
- Die Pharmakosten steigen ungebremst und drohen das GKV-Budget zu sprengen.
- Die Pharmahersteller beeinträchtigen das Vertrauensverhältnis zu Patientinnen und Patienten – denn viele Patienten sind misstrauisch geworden und zweifeln an unserer Glaubwürdigkeit.
Darum hat sich im Januar 2007 das Netzwerk
Mein Essen zahl’ ich selbst gegründet.
- MEZIS steht allen Ärztinnen und Ärzte offen, die ihre Verschreibungen ausschließlich am Wohl ihrer Patientinnen und Patienten ausrichten wollen.
- MEZIS will intelligente Strategien erarbeiten, den allgegenwärtigen Beeinflussungen der Pharmahersteller etwas entgegen zu setzen.
- Das MEZIS-Netzwerk will möglichst viele ärztliche Kolleginnen und Kollegen dafür sensibilisieren, dass wer sich Kulis, Essen, Studien, Reisespesen und Anwendungsstudien finanzieren lässt, nicht mehr unbeenflussbar ist.
- MEZIS will Ärztinnen und Ärzten helfen, Ihr Fortbildungsengagement und ihre Patientenorientierung mit Erfolg zu kommunizieren – und so weder als „Pharmabüttel“ noch als Verweigerer angreifbar zu sein.
- MEZIS ist Teil des weltweiten No-free-lunch-Netzwerks.
Sprechen wir Ihnen aus dem Herzen?
Dann schließen Sie sich MEZIS an.
Die folgenden Maßnahmen haben die MEZIS-Gründungsmitglieder aufgestellt
und sind Basis für die weitere Diskussion:
- Keine Besuche von Pharmavertreterinnen und -vertretern mehr
- Keine Arzneimittelmuster und Geschenke mehr
- Auf Fortbildungsveranstaltungen zahlen wir das Essen selbst
- Keine Durchführung von Anwendungsbeobachtungen mehr
- Abschaffung der Pharma-gesponserten Praxissoftware
- Besuch herstellerunabhängiger Fortbildungsveranstaltungen
- Fortbildungspunkte nur aus herstellerunabhängigen Veranstaltungen und Fachzeitschriften.
- Weiterführende Links
- mezis.de
- nofreelunch.org
- www.transparency.de