"Kinder in Deutschland 2007" er- scheint im Fischer Taschenbuch- Verlag und ist im Buchhandel er- hältlich. (ISBN 78-3-596-17720-2, Preis EUR 12,95) sowie online bei www.fischerverlage.de bestellbar. (Foto: World Vision)

Freitag, 26. Oktober 2007

"Kinder in Deutschland 2007" - 1. Kinderstudie von WORLD VISION

Von: WORLD VISION Deutschland e.V. / Pressemitteilung

Kinder haben ihren eigenen Kopf. Sie nehmen aufmerksam und sensibel ihre Umwelt wahr und kommen zu ihren eigenen Bewertungen. Die große Mehrheit ist mit ihren Lebensverhältnissen in Familie, Schule, Freizeit und Freun- deskreis zufrieden und fühlt sich wohl. Kritik an fehlender Kinderfreundlichkeit im Wohnumfeld ist eher verhalten und bezieht sich vor allem auf Belastungen durch Autoverkehr sowie auf den Mangel von Spielfreunden in der Nachbar- schaft, in Ballungsgebieten auch auf Angst vor Jugend- banden. Bemerkenswert und förderungswürdig ist auch die relativ groß ausgeprägte Bereitschaft der Kinder, sich für andere zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen.

Die 1. World Vision Kinderstudie zeigt aber auch auf, wie nachhaltig wirksam bereits im Kindesalter die sozialen Unterschiede sind und wie maßgeblich die soziale Herkunft den Alltag prägt. Kinder haben je nach Schichtzugehörigkeit unterschiedliche Gestaltungsspielräume. Die schlechteren Startchancen von Kindern aus den unteren Herkunfts- schichten durchziehen alle Lebensbereiche und wirken wie ###SLIDESHOW###ein Teufelskreis. Armutsrisiken und fehlende Ressourcen werden als Belastungen erlebt und schränken Teilhabe- möglichkeiten ein: in der Familie, die durch materiellen Druck und existenzielle Sorgen häufig überfordert ist; in der Schule, in der meist die Zeit und die Möglichkeiten für eine individuelle Förderung zum Ausgleich von Nachteilen fehlt, sowie im Wohnumfeld oder bei der Freizeitgestaltung.

Kinder aus den unteren Schichten sind häufiger auf sich allein gestellt. Es fehlt ihnen an Rückhalt, an Anregungen und an gezielter Förderung. In der Konsequenz ist der Alltag dieser Kinder häufig einseitig auf Fernsehen oder auf sonstigen Medienkonsum ausgerichtet. Auffällig ist, dass insbesondere Jungen für diese auch sozial eher ausgren- zende Form der Freizeitgestaltung anfälliger sind. Kinder aus den gehobenen Schichten können hingegen von Anfang an ihre besseren Chancen nutzen. Sie verfügen im Vergleich betrachtet über mehr Gestaltungsspielräume und ihr familiärer Bildungshintergrund eröffnet ihnen viel selbstver- ständlicher den Zugang zu einer vielfältigen und kreativen Form der Freizeitgestaltung. Fernsehen ist hier weitaus häufiger nur eine Aktivität neben anderen und auch das Selbstvertrauen in die eigene Lernkompetenz ist höher ausgeprägt.

Die 1. World Vision Kinderstudie wurde von Wissenschaftler- innen und Wissenschaftlern der Universität Bielefeld und des Forschungsinstituts TNS Infratest Sozialforschung in München erstellt. Klaus Hurrelmann und Sabine Andresen waren für die konzeptionelle Grundlegung und inhaltliche Ausrichtung der Studie verantwortlich. Bei TNS Infratest Sozialforschung lag die Verantwortung für methodisches Design, Durch- führung der Befragung und Auswertung bei Ulrich Schneekloth.

Aus den neun Kapiteln der Studie werden im folgenden die wichtigsten Ergebnisse der Befragungen wiedergegeben. Die Bewertungen und Folgerungen für die Politik finden Sie im 8. Kapitel der Studie.

  1. Familie heute hat viele Gesichter

  2. Herkunftsschicht und Armutsrisiko

  3. Migrationshintergrund: nicht mehr wegzudenkender Teil des deutschen Alltags

  4. Bedeutung von Religion: die drei Kulturen

  5. Elterliche Zuwendung: keine Frage des Verzichts auf Berufstätigkeit

  6. Die Schule: soziale Herkunft bestimmt über den Bildungsverlauf

  7. Halbtagsschule und Verzicht auf Nachmittagsbetreuung: in Deutschland noch immer der Regelfall

  8. Soziale Integration und Freundeskreis: bei der Mehrheit angemessen

  9. Gemeinsame und getrennte Welten: Begegnung im Alltag fördert Freundschaften zwischen einheimischen deutschen Kindern und Migrantenkindern

  10. Mobbing und Gewalt: kein Massenphänomen

  11. Gruppenaktivitäten und Vereine: Kinder aus der Unterschicht und Migranten bleiben eher außen vor

  12. Fernsehen: ziemlich häufig und ebenfalls schichtgebunden

  13. Freizeit: Vielfalt zählt: Vielseitige Mädchen – normale Freizeitler – Jungs als Medienkonsumenten

  14. Politik und Gesellschaft: Kinder wissen, "was Sache ist" – Zutrauen in Politiker eher gering

  15. Kinder scheuen sich nicht vor Aufgaben

  16. Die eigene Meinung: wo Kinder sich ernst genommen fühlen

  17. Kinder sind begeisterungsfähig und wollen selber gestalten


Methodik

Die 1. World Vision Kinderstudie 2007 stützt sich auf eine repräsentativ zusammengesetzte Stichprobe von 1.592 Kindern im Alter von 8 bis 11 Jahren aus den alten und neuen Bundesländern. Die Kinder wurden von geschulten Infratest-Interviewern zu Hause persönlichmündlich befragt. Zusätzlich wurde ein Elternfragebogen zum familiären Hintergrund erhoben. Die Befragung fand auf Grundlage eines standardisierten Erhebungsinstruments im Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte März 2007 statt. Darüber hinaus wurden im Rahmen der qualitativen Vertiefungsstudie 12 individuelle Fallstudien mit Kindern im Alter von 6 bis 11 Jahren durchgeführt und anschließend als Portraits präsentiert.

Kontakt

World Vision Deutschland e.V.
Dr. Silja Joneleit-Oesch (Projektleiterin)
Silvia Holten (Pressesprecherin)
Am Houiller Platz 4
61381 Friedrichsdorf
Tel.: 06172/763-206 oder 06172/763-151
Fax: 06172/763-270
Email: presse@worldvision.de

<- Zurück zu: Aktuelle Nachrichten