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Mittwoch, 08. Februar 2006

Immer mehr Ärzte erstreben Karrieren im Ausland

Von: Holger Schmidt / www.medizin.de

Angesichts schrumpfender Honorartöpfe und langer Arbeitszeiten hält die Abwanderung deutscher Ärzte ins Ausland an. Aber auch in Deutschland gibt es Abwanderungstendenzen: viele ostdeutsche Mediziner ziehen lieber in den Westen. Grund dafür ist das Wohlstands- und Einkommensgefälle. Da die Bezahlung in den neuen Bundesländern unter dem westlichen Niveau liegt, bleiben in Krankenhäusern und Arztpraxen immer mehr Stellen unbesetzt.

Das Ärzte-Vakuum in den neuen Bundesländern wird inzwischen durch Mediziner aus anderen Staaten gefüllt, vor allem aus Osteuropa. Im Jahr 2003 ist in den neuen Bundesländern die Zahl der ausländischen Ärzte um 56,7% gestiegen, die Zahl der osteuropäischen Ärzte sogar um 90,6%. Derzeit gibt es in der Deutschland über 17.000 Ärzte mit ausländischem Pass.

Deshalb sind Klagen über Ärztemangel oder drohende Verschlechterung der Krankenversorgung seit neuestem nicht nur in der Deutschland zu hören, sondern beispielsweise auch aus Polen. Allerdings dient auch die Stelle in einer ostdeutschen Klinik oft nur als Sprungbrett in den Westen. In Brandenburg beträgt die Dienstzeit osteuropäischer Ärzte manchmal nur drei Monate.

Derweil suchen westdeutsche Ärzte angesichts schrumpfender Honorartöpfe und langer Arbeitszeiten nach Stellen im europäischen Ausland oder einer anderen beruflichen Alternative. Zwar ist der Arztberuf immer noch eine der angesehensten Tätigkeiten, nur nicht bei den Ärzten. Viele klagen über die Belastung durch Stress und die Vielzahl administrativer Aufgaben. Demgegenüber steht die schlechte Bezahlung - verglichen mit anderen europäischen Staaten.

Und da vor allem Großbritannien und skandinavische Länder um deutsche Mediziner werben, nimmt die Abwanderung der Ärzte zu. Nach Angaben des britischen Gesundheitsministeriums praktizieren 2.600 deutsche Ärzte in den dortigen Kliniken. In Norwegen bilden deutsche Ärzte immerhin 3,7% der Ärzteschaft. Und seit dem EU-Beitritt Schwedens ist die Zahl der deutschen Ärzte auf 706 gestiegen.

Aktuell werben auch arabische Staaten um deutsche Mediziner. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen über eine boomende Gesundheitsbranche. Zwar ist durch den Ölreichtum der Wohlstand gestiegen, damit aber auch die Häufigkeit von  Zivilisationserkrankungen. Die Staaten arbeiten daher an der Verbesserung ihres Gesundheitssystems und suchen deutsche Mediziner, die als Oberärzte in den Kliniken arbeiten.

Schon jetzt beträgt der Anteil der ausländischen Ärzte mehr als 90%. Geboten werden Gehälter von 8.000 bis 10.000 Dollar, dazu Vergünstigungen wie eine freie Wohnung. Besorgnisse wegen der Sicherheitslage seien unbegründet.

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