Lesen die dazu die Stellungnahme der KBV: Reine Sprechzeiten machen nur einen Teil der Arbeitszeit von niedergelassenen Ärzten aus: "Die niedergelassenen Ärzte würden liebend gerne mehr Zeit für ihre Patienten erübrigen. Der bürokratische Zusatzaufwand – zu dem die Krankenkassen mit Anfragen und dergleichen einen erheblichen Teil beitragen! – lässt ihnen jedoch gar keine Chance dazu." So hat der Vorstandsvorsitzende der (KBV) Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf die jüngste Veröffentlichung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung zu Sprechstundenzeiten reagiert. "Die durch die Umfrage ermittelten durchschnittlichen Sprechzeiten pro Woche von 30,4 Stunden bei Fachärzten und 26,2 Stunden bei Hausärzten zeigen ja nur einen Teil der ärztlichen Gesamtarbeitszeit. Hinzu kommen die Hausbesuche, die so gut wie alle außerhalb der Sprechzeiten stattfinden, außerdem die Bereitschaftsdienste nachts und am Wochenende sowie die Zeit, die für das Praxismanagement und Verwaltungsanforderungen nötig sind", stellte Köhler klar. Der sogenannte Erweiterte Bewertungsausschuss von Ärzten und Krankenkassen hat seinerzeit das Zeitbudget für die vertragsärztliche Tätigkeit mit 51 Wochenstunden kalkuliert. Davon umfassen 44,6 Stunden patientenunmittelbare Tätigkeiten. Dies sind nicht die Sprechstundenzeiten im engeren Sinne, sondern die abrechnungsfähigen Zeiten – zum Beispiel Befundungen oder andere Zeiten – die zwar für den Versicherten zu erledigen sind, aber ohne dessen Anwesenheit durchgeführt werden können. Die restlichen 6,4 Stunden stehen für die Praxisorganisation (Einweisung des Personals, Besprechung von Praxisabläufen etc.) zur Verfügung. "Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Frage dar. Wenn wir die Niederlassung vor dem Hintergrund des drohenden Ärztemangels attraktiv halten wollen, müssen sich beide Faktoren integrieren lassen", erklärte der KBV-Chef. (Quelle: KBV / Pressemiteilung) - Foto: DAK / Schläger

Montag, 18. April 2011

Forsa-Umfrage: "Durchscnittlich 28,5 Stunden wöchentliche Sprechzeit in Arztpraxen"

Von: GKV-Spitzenverband / Pressemitteilung

Niedergelassene Haus- und Fachärzte haben im Schnitt 28,5 Stunden pro Woche Sprechstunde für ihre Patientinnen und Patienten. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschungsinstituts FORSA, die im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes durchgeführt wurde. Rechnet man Termine nach Vereinbarung hinzu, kommen Fachärzte auf knapp 32 Stunden, die sie im Durchschnitt ihren Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen. Die große Mehrheit der Hausärzte bietet darüber hinaus Hausbesuche an und erreicht so durchschnittlich 36 Stunden.

In der Debatte um einen angeblichen Ärztemangel und neue Modelle der Bedarfsplanung im Rahmen der Gesetzgebung zum sogenannten Versorgungsgesetz könnte der geringe Umfang der Sprechzeiten ein Grund für die "gefühlte Unterversorgung" sein.

"Die Forsa-Umfrage zeigt, dass sich niedergelassene Fachärzte im Schnitt nur 32 Stunden pro Woche Zeit für ihre Patienten nehmen. Da braucht sich niemand mehr wundern, warum viele kranke Menschen so lange auf einen Termin warten müssen, obwohl wir immer mehr Ärzte in Deutschland haben", kommentiert Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, die Ergebnisse der Umfrage im Magazin "Der Spiegel".

Befragt wurden im Auftrag des GKVSpitzenverbandes 1.400 niedergelassene Haus- und Fachärzte. Davon:

  • 700 niedergelassene Hausärzte / Allgemein-Mediziner
  • 700 niedergelassene Fachärzte der Fachrichtungen
    • Augenheilkunde
    • Orthopädie
    • Gynäkologie
    • Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.

Eine Abfrage zu Hausbesuchen ist bei Fachärzten nicht vorgenommen worden, weil der Anteil der von Fachärzten durchgeführten Hausbesuche im Verhältnis zu Hausbesuchen durch Hausärzte nur sehr gering ist.

Ärzte-Studie bestätigt Forsa-Umfrage

Die Umfragewerte bestätigt auch eine im August 2010 veröffentlichte Untersuchung von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung. Danach arbeiteten niedergelassene und im Krankenhaus tätige Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2007 gemeinsam im Durchschnitt 33,2 Stunden pro Woche. Zehn Jahre zuvor waren es noch 36,8 Stunden (vgl. Tabelle 10.5 auf S. 138 der Studie zur Altersstruktur- und Arztzahlentwicklung von KBV und BÄK, ISBN: 978-3-00-030957-1).

Faktenblatt - Thema: Sprechzeiten

Die im Folgenden genutzten Zahlen und Daten beziehen sich auf die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage in Arztpraxen im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes.

Sprechstunden niedergelassener Ärzte
Niedergelassene Haus- und Fachärzte haben im Schnitt 28,5 Stunden pro Woche Sprechstunde für ihre Patientinnen und Patienten. (Gefragt wurde nach Sprechstunden für gesetzlich Versicherte.)

Detail-Info zur durchschnittlichen Wochen-Sprechstundenzeit (Mittel der vier vorstehenden Facharztgruppen)

  • Hausärzte 26,2
  • Augenärzte 29,2
  • Gynäkologen 31,3
  • HNO 28,5
  • Orthopäden 32,4
  • Fachärzte 30,4 Stunden

Während 90 Prozent der Praxen vormittags im Schnitt etwa vier Stunden Sprechstunde anbieten, sind es am Nachmittag gut 70 Prozent mit rund drei Stunden. Die Mehrzahl schließt Mittwoch- (87 Prozent) und Freitagnachmittag (81 Prozent) ihre Praxen komplett.

Termine nach Vereinbarung und Hausbesuche

Über die regulären Sprechstunden hinaus bietet ein kleinerer Teil der Fachärzte (rund ein Drittel) Termine nach Vereinbarung an. Die Zeit, die Fachärzte insgesamt pro Woche ihren gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen, erhöht sich dadurch im Schnitt um rund 1,5 Stunden auf 31,8 Stunden. (Es ist jedoch davon auszugehen, dass in diesen Zeiträumen auch Privatpatienten behandelt werden.)

Hausärzte verwenden durchschnittlich mehr Zeit für die medizinische Behandlung ihrer Patienten. Nahezu alle (96 Prozent) führen nach eigenen Angaben zusätzlich zu den Sprechstunden Hausbesuche durch. Im Schnitt sind dies knapp acht Stunden (7,6) pro Woche. Rund jeder zweite Hausarzt bietet außerdem eine Behandlung nach Vereinbarung an, der durchschnittliche Umfang beträgt hierbei ca. fünf Stunden (5,3). Damit stehen Hausärzte ihren Patienten durchschnittlich etwas mehr als 36 Stunden (36,4) pro Woche zur Verfügung.

So beträgt laut der Frequenzstatistik (GKV auf Basis der KV-Meldungen) der Anteil der in 2009 abgerechneten Hausbesuche:

  • von Allgemeinmedizinern: 85,14%
  • von Augenärzten: 0,29 %
  • von Gynäkologen: 0,62 %,
  • der HNO-Ärzte: 0,44 %
  • der Orthopäden: 0,39 %

Erhebungszeitraum war der 9.11. bis 2.12.2009.

Fazit
In der Debatte um einen angeblichen Ärztemangel könnte der geringe Umfang der Sprechzeiten ein Grund dafür sein, dass trotz der Überversorgung gerade mit Fachärzten Patientinnen und Patienten immer wieder Probleme haben, einen Arzt-Termin zu bekommen.

<- Zurück zu: Aktuelle Nachrichten