DMP - Qualität sichernde Versorgungsform bei chronischen Krankheiten
Die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt, Behandlungen optimal koordiniert und am aktuellen Stand der Wissenschaft orientiert - so werdem die Vorteile der strukturierten Behandlungsprogramme, auch DMP Disease Management Programme genannt, zusammengefasst. Mehr als zwei Millionen Patientinnen und Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten profitieren inzwischen von dieser innovativen, qualitätsgesicherten Versorgungsform in Deutschland. Erste Datenanalysen aus der begleitenden Qualitätssicherung haben bereits gezeigt, dass sich der Gesundheitszustand und die Qualität der Versorgung der Programmteilnehmer verbessern.
Im Jahre 2002 wurden die strukturierten Behandlungsprogramme eingeführt, in die sich Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherungen einschreiben können. Eingeführt wurden sie, weil die Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen vielfach erhebliche Qualitätsmängel aufweist. Denn diese Menschen bedürfen oft einer lebenslangen Betreuung, bei der meist verschiedene Ärztinnen und Ärzte, Therapeuten oder medizinische Einrichtungen zusammenarbeiten müssen. Dies erfordert eine optimale Abstimmung. Nur so erfolgt alles Notwendige. Doppeluntersuchungen bleiben Betroffenen aber zugleich erspart.
DMP werden auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand gehalten
Die strukturierten Behandlungsprogramme werden auch als "Disease Management Programme" (DMP) bezeichnet. "Disease" (engl.) bedeutet "Erkrankung" und mit "Management" ist eine abgestimmte, koordinierte Behandlung dieser Erkrankung gemeint. Die Anforderungen zur Ausgestaltung der Programme und die medizinischen Vorgaben werden vom "Gemeinsamen Bundesausschuss" unter Beteiligung externer Fachexperten erarbeitet. Sie überprüfen die Programme auch regelmäßig auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse hin und aktualisieren sie wenn nötig. Dabei kommen nur Behandlungsmethoden zum Einsatz, die in wissenschaftlichen Studien ihre Wirksamkeit, Sicherheit und Nutzen bewiesen haben. Die Patientinnen und Patienten erhalten damit eine Versorgung, die das Risiko von Folgeschäden und akuten Verschlechterungen der Krankheit soweit wie möglich verhindert und die Lebensqualität verbessert. Das hilft auch, langfristig Gelder zu sparen und das Gesundheitssystem zu entlasten.
Die Programme werden von den Krankenkassen organisiert und angeboten. Sie müssen beim Bundesversicherungsamt (BVA), der Bundesoberbehörde, die Einrichtungen der Sozialversicherung wie etwa Krankenkassen überwacht, zugelassen werden.
Maßgeschneiderter Therapieplan
Teilnehmer wählen in den Programmen eine koordinierende Ärztin oder einen koordinierenden Arzt, in der Regel eine Hausärztin oder einen Hausarzt. Grundlage der Behandlung ist ein differenzierter Therapieplan, der individuell auf die Patientin oder den Patienten abgestimmt ist. Darin sind die individuellen Therapieziele vereinbart und festgelegt, wann wichtige Kontrolluntersuchungen, wie beispielsweise jährliche Augenuntersuchungen für Diabetiker, erfolgen sollen. Auch wann weitere (Fach)ärztinnen und Ärzte oder Einrichtungen einzubeziehen sind, wenn beispielsweise Komplikationen auftreten, ist beschrieben. Alles wird sorgsam dokumentiert, um die Qualität der Programme überprüfen zu können.
Ein weiteres, wesentliches Element der DMP ist der stärkere Einbezug der Patientinnen und Patienten. Denn nur durch ihre aktive Mitarbeit ist eine Behandlung erfolgreich. Sie werden über alle therapeutischen Schritte genau informiert und von der Ärztin oder dem Arzt von Anfang an in die Behandlungsentscheidungen einbezogen. Gemeinsam werden individuelle Behandlungsziele gesetzt. Qualitativ gute Schulungsprogramme unterstützen dabei.
Qualität der Programme wird kontrolliert
Die Programme unterliegen ständigen Qualitätskontrollen. Beispielsweise zeigen erste Datenanalysen der AOK bereits jetzt, dass sich der Gesundheitszustand der DMP-Teilnehmer verbessert. So wurden über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren der Blutdruck und der Blutzuckerwert von rund 217.000 Teilnehmern des DMP Diabetes Typ 2 analysiert. Je länger die Patienten am Programm teilnahmen, desto größer war der Anteil der Diabetiker, die ihre vorher mit der Ärztin oder dem Arzt vereinbarten Behandlungsziele erreichten. Der Anteil der Patientinnen und Patienten mit einer guten Blutdruck-Einstellung stieg beispielsweise von 60 auf 78 Prozent.
Bisher sind insgesamt über 6.000 Behandlungsprogramme für sechs Krankheiten zugelassen: für Diabetes mellitus Typ 2 (umgangssprachlich früher auch "Alterszucker" genannt), Diabetes mellitus Typ 1, koronare Herzkrankheit (KHK), Brustkrebs und in einigen Regionen auch für die Atemwegserkrankungen Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen.
Strukturierte Behandlungsprogramme bieten Patientinnen und Patienten Vorteile. Dazu gehören:
- Patientinnen und Patienten werden unmittelbar in die Behandlungsentscheidungen einbezogen und erhalten von ihrer Koordinierungsärztin/ihrem Koordinierungsarzt jederzeit genaue Informationen über Diagnosen und Therapieschritte.
- Patientinnen und Patienten profitieren von Therapieplänen, die - abhängig vom eigenen Krankheitszustand - auf sie persönlich zugeschnitten sind.
- Die koordinierte Zusammenarbeit der Ärzte - Koordinierungsärztin/Koordinierungsarzt, Fachärzte, Krankenhaus - kommt der Behandlung der Patientinnen und Patienten unmittelbar zugute.
- Die Patientinnen und Patienten können von ihrer Krankenkasse einen finanziellen Bonus hinsichtlich Praxisgebühr oder Zuzahlungen erhalten. Das muss man bei seiner Krankenkasse erfragen, denn jede Kasse hat ihre eigenen Regelungen.
Teilnahme an einem Behandlungsprogramm
Bisher gibt es strukturierte Behandlungsprogramme für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2, koronarer Herzkrankheit (KHK), für Frauen mit Brustkrebs und in einigen Regionen auch für Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen. Wer daran teilnehmen will, sollte zunächst seine Ärztin oder seinen Arzt des Vertrauens ansprechen. Denn für die Teilnahme muss man sich einschreiben und eine Teilnahmeerklärung ausfüllen. Dieses Formular haben die Ärztin oder der Arzt vorliegen, wenn sie an dem Programm teilnehmen. Auch die Krankenkassen haben die Formulare, denn sie organisieren die Programme und koordinieren die Einschreibung. Sie verfügen auch über Informationen, welche Ärztinnen und Ärzte an den Programmen teilnehmen. Ein Praxisbesuch ist aber immer nötig, denn die Ärztin oder der Arzt müssen auf dem Formular bestätigen, dass man die medizinischen Voraussetzungen erfüllt. Sie oder er leiten dann die Teilnahmeerklärung an die jeweilige Krankenkasse weiter.
- Weiterführende Links
- www.g-ba.de