Cluster-Bildung im Gesundheitswesen / Netzwerke als Antwort auf die Globalisierung
In der globalisierten Welt stehen nationale Gesundheitswesen vor neuen Herausforderungen. Veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen schränken den Sozialstaat und damit die Finanzierung des Gesundheitswesens ein. Sind Netzwerke ein Ausweg aus der Krise?
Nach dem Konzept der Network-Society von Manuel Castells (Prof. für Soziologie in Berkeley, USA) ist die globalisierte Welt durch widerstrebende Kräfte bestimmt. Politische, gesellschaftliche und private Institutionen passten sich dieser Entwicklung an, parallel dazu fände ein Wandel in der Bedeutung von Information und ihrer Nutzung statt.
Dies begünstige einerseits die Entstehung von Führungs-Eliten, die ihre Interessen durch Informations-Monopole schützen und über komplexe Medien-Strategien Einfluss auf die Politik nähmen. Andererseits ermögliche die Network-Society neue demokratische Mechanismen - über digitale Kommunikationsmittel (Internet-Foren beispielsweise) würden Meinungsbildung und politische Partizipation gefördert.
Die Network-Society basiere auf der Interaktion von lokalen, nationalen und globalen Prozessen. Dies führe zu einer Änderung der gesellschaftlichen Ordnung: Die Gesellschaft strukturierende Prozesse wie Produktion, Konsum oder Macht könnten immer weniger an konkreten Orten identifiziert werden, sondern seien in die Kommunikationsflüsse innerhalb der wachsenden Informationsnetzwerke eingebettet.
Wie viel von dieser Theorie findet sich im modernen Gesundheitswesen? Nach Ansicht von Prof. Wilfried von der Eiff (Universität Münster) sind Cluster (engl. Bündel, Verband), strategische Allianzen und regionale Gesundheits-Netzwerke eine wirtschaftliche Notwendigkeit geworden, um Synergien zu nutzen, Kosten zu senken und Wettbewerbs-Vorteile zu generieren. Damit sind nicht nur Kooperationen im Sinne der Integrierten Versorgung gemeint. Zu dieser Art Netzwerk gehörten auch E-Procurement-Portale oder Einkaufsgemeinschaften.
Ein weiteres Beispiel sind Kompetenz-Netzwerke zu bestimmten Krankheitsbildern wie Vorhofflimmern, Schlaganfall oder Onkologischen Erkrankungen. Dabei bilden sich interdisziplinäre Forschungsverbände, die die Diagnostik und Therapie dieser Krankheiten verbessern wollen. Die Qualität der Behandlung kann damit als zentraler Integrationsfaktor für das Netzwerk angesehen werden. Das Netzwerk stellt den Informationsfluss sicher. Und die Zugehörigkeit zu diesem Netzwerk, sofern sie publiziert wird, bietet gewollt oder ungewollt Wettbewerbs-Vorteile für Kliniken und Arztpraxen.
In Berlin-Bandenburg, in Bayern und seit kurzem auch Hamburg im Verbund mit Schleswig Holstein etablieren sich seit einiger Zeit sogenannte Life-Science-Cluster bzw. -Netzwerke.
Auch hier werden Forschungsanstrengungen im nicht unumstrittenen Sektor Biowissenschaft gebündelt, schließlich handelt es sich um einen Wachstumsmarkt. Um beispielsweise die enormen Entwicklungskosten für neue Medikamente finanzieren zu können, arbeiten Pharma-Industrie, Biotech-Unternehmen und staatliche Forschungseinrichtungen zusammen.