Das Robert Koch-Institut informiert auf Basis der von ihm durchgeführten Gesundheitssurveys und unter Einbeziehung weiterer verlässlicher Datenquellen über den Gesundheitszustand der Bevölkerung. Damit können Krankheitslast, gesundheitliche Gefährdungen und Bedarfsveränderungen im Gesundheitssektor richtig eingeschätzt und auf Problemlagen rechtzeitig reagiert werden. Dies umfasst auch die wissenschaftliche Begleitung der Umsetzung gesundheitspolitischer Maßnahmen und die Analyse ihrer Wirkung auf das Gesundheitsverhalten, den Gesundheitszustand und die Versorgung der Bevölkerung. (Foto: AOK)

Mittwoch, 19. Januar 2011

Bundesregierung konstatiert: "Ärmere Kinder sind weniger gesund"

Von: Deutscher Bundestag / Pressemitteilung

Ärmere Kinder haben schlechtere Chancen auf ein gesundes Leben. Zu diesem Schluss kommt die Bundesregierung in ihrer Antwort (17/4332) auf eine Große Anfrage der Fraktion Die Linke (17/2218). Die Regierung führt unter anderem aus, dass zwar 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen nach eigenen Angaben beziehungsweise nach Angaben ihrer Eltern einen guten oder sehr guten Gesundheitszustand haben. Nach dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey sei aber die Chance eines Kindes aus sozial schwachen Verhältnissen, einen guten Gesundheitszustand zu haben, um die Hälfte geringer als die eines Kindes aus gut situierten Verhältnissen.

"Da sozial schwache Familien häufig in benachteiligten Wohnquartieren leben, kann auf einen gewissen Zusammenhang geschlossen werden", heißt es weiter. Hohe Verkehrsbelastung, fehlende Infrastruktur für Bewegung und Sport, wenig Grünflächen und wenig ausgeprägtes nachbarschaftliches Zusammenleben führten" zu einer Verschlechterung des physischen und psychischen Gesundheitszustands. "Das Aufwachsen in sozial benachteiligter Situation vermindert somit die Chancen auf ein gesundes Leben", betont die Regierung. Gerade in den Bereichen psychosoziale Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen träten sozial bedingte Unterschiede auf.

Die Große Anfrage der Linksfraktion trägt den Titel "Gesundheitliche Ungleichheit im europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung". In ihrer Antwort erläutert die Regierung, dass allgemein zwischen dem sozialen Status und dem Gesundheitsverhalten ein enger Zusammenhang bestehe. Es lasse sich feststellen, dass Männer und Frauen mit hohem Sozialstatus sich häufiger gesundheitsförderlich verhalten, "während verhaltensbezogene Risikofaktoren in den unteren Statusgruppen vermehrt" aufträten, schreibt die Bundesregierung.

Sie verweist auf eine aktuelle Studie, die auf Daten des Gesundheitssurveys des Robert-Koch-Instituts beruht. Danach ist das Risiko zu rauchen bei Männern mit niedrigem im Verhältnis zu Männern mit hohem Sozialstatus 1,9 Mal höher. Bei Frauen habe das entsprechende Verhältnis 1,6 zu 1 betragen. Ähnlich stark sei der Unterschied beim Risiko sportlicher Inaktivität. Dieses lag bei Männern bei 2,3 zu 1 und bei Frauen bei 1,9 zu 1. Das Risiko, adipös, also krankhaft übergewichtig zu werden, ist den Angaben zufolge bei Männern mit niedrigem Sozialstatus im Vergleich zu solchen mit hohem Sozialstatus 1,3 Mal höher; bei Frauen sogar 3,2 Mal höher ausgeprägt.

Enger Zusammenhang von beruflicher Stellung und Gesundheitszustand
Unter Verweis auf das sozio-ökonomische Panel 2006 schreibt die Regierung, dass 59 Prozent der Männer mit hohem, aber nur 44 Prozent der Männer mit niedrigem beruflichen Status einen sehr guten oder guten Gesundheitszustand hätten. Bei Frauen falle dieser Unterschied mit 53 Prozent im Vergleich zu 39 Prozent ähnlich aus.

Lesen Sie auch dazu die aktuelle Entscheidung des Familienausschusses: "SPD und Grüne scheitern mit Anträgen zum gesunden Aufwachsen von Kindern"

Der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat in seiner Sitzung am 19. Januar die Anträge der SPD (17/3178) und Bündnis 90/Die Grünen (17/3863), in denen die beiden Fraktionen die Bundesregierung auffordern, verstärkt mit den Ländern in der Gesundheitsförderung und Gesundheitsprävention bei Kindern und Jugendlichen zusammenzuarbeiten, mit den Stimmen der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion mehrheitlich abgelehnt. Obwohl die beiden Anträge inhaltlich sehr ähnlich seien, wie Vertreter beider Oppositionsfraktionen betonten, enthielten sich die Sozialdemokraten in der Abstimmung über den Antrag der Grünen der Stimme und umgekehrt. Die Fraktion Die Linke hingegen stimmten beiden Anträgen zu.

SPD und Grüne berufen sich in ihren Anträgen auf die Ergebnisse des 13. Kinder- und Jugendberichts der Bundesre-gierung (16/12860). Dieser habe gezeigt, dass sich die gesund-heitlichen Risiken bei circa 20 Prozent der Kinder und Jugend-lichen konzentrierten. Besonders stark betroffen seien Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien und Migranten-familien. Soziale Benachteiligungen, Umweltbelastungen und schlechte Ernährung würden zu gesundheitlichen Problemen führen. Zugleich sei eine dramatische Verlagerung der Krank-heitsbilder von den akuten zu den chronischen und von den somatischen zu den psychischen Störungen zu beobachten. Fehlende Bewegung, ungesunde und einseitige Ernährung, Leistungsdruck und ein zunehmender Medienkonsum seien dafür wesentliche Ursachen.

Auch die Linksfraktion verwies in der Ausschusssitzung auf die deutlich schlechteren Chancen von Kindern- und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien auf ein gesundes Aufwachsen.

Die Vertreter der CDU/CSU- und der FDP-Fraktion hingegen kritisierten, dass die Anträge die vielfältigen Initiativen der Regierung zur Gesundheitsfürsorge und Prävention bei Kindern und Jugendlichen verschwiegen. In der Praxis seien auf diesem Gebiet zunächst einmal Länder und Kommunen zuständig. Zur Bestandsaufnahme des Kinder- und Jugendberichts gehöre auch, dass etwa 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gesund und gut aufwüchsen.

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