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Donnerstag, 16. März 2006

Ärzte an Uni-Kliniken nach Urabstimmung im unbefristeten Arbeitskampf

Von: Deutsches Ärzteblatt / Bundesärztekammer

Die Streik-Ankündigung des Marburger Bundes (MB) für die Ärzte an den Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern hat die Bundesärztekammer unterstützt. „Der Streik der Krankenhausärzte zeigt unmissverständlich, dass mit der Ausbeutung im Krankenhaus Schluss sein muss. Wenn 98,4 Prozent der im Marburger Bund organisierten Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern für einen unbefristeten Streik stimmen, dann ist das ein in der deutschen Sozialgeschichte einmaliges Alarmsignal“, betonte BÄK-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe nach der Bekanntgabe der Urabstimmungsergebnisse des MB am Mittwoch.

Wer in der Politik jetzt nicht die Zeichen der Zeit verstehe, treibe die Ärzte aus der Patientenversorgung, so Hoppe weiter. „Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und unbezahlte Überstunden in Millionenhöhe dürfen nicht länger Grundlage ärztlicher Arbeit im Krankenhaus sein“, warnte der BÄK-Präsident. Auch der Ärzteverband Hartmannbund zeigte Verständnis für die Protestankündigung. Er forderte „eine Garantie für die angemessene Vergütung“ ärztlicher Leistungen.

Dagegen hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die Streik-Ankündigung scharf kritisiert. „Wenn die 22.000 an Universitäts- und Landeskliniken beschäftigten Ärzte in einen unbefristeten Ausstand treten, wird die Krankenhausversorgung an diesen Standorten zusammenbrechen“, erklärte DKG-Präsident Dr. Rudolf Kösters. Da selbst lebensnotwendige Operationen unter den Bedingungen eines Arbeitskampfes nicht mehr uneingeschränkt gewährleistet werden könnten, sei das Wohl vieler Tausender Patienten unmittelbar gefährdet. Auch der von der Ärztegewerkschaft angekündigte Aufschub wichtiger Behandlungen berge mitunter unkalkulierbare Risiken für die kranken Menschen. Dies sei mit medizinischer Ethik nicht zu vereinbaren, so Kösters.

Patientenvertreter begrüßten die Streikankündigung: „Wir sind froh über den Streik“, erklärte Wolfram Candidus von der der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten (DGVP) gegenüber der Nachrichtenagentur afp. Damit werde klar, dass sich im Gesundheitssystem etwas ändern müsse. Statt die notwendigen strukturellen Veränderungen anzugehen, habe die Politik in den vergangenen Jahren einseitig auf Kostensenkungen gesetzt, kritisierte er. Die daraus resultierenden schlechten Arbeitsbedingungen für Ärzte machten auch Patienten zu schaffen. Die Qualität der Behandlungen habe abgenommen. Zwar hätten die Patienten durch den Streik Nachteile wie längere Wartezeiten zu befürchten, sagte Candidus. „Aber das muss man in Kauf nehmen, damit sich etwas verändert.“

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